Der Natura Trail führt vom Bahnhof Villmar-Aumenau lahnabwärts zunächst durch die Lahnauen, dann hinauf zu den Lahnhängen nach Arfurt. Wieder hinunter zur Lahn streift er das Naturschutzgebiet „Arfurter Felsen“ und endet am Lahn-Marmor-Museum bzw. am Bahnhof Villmar. Unterwegs trifft man auf verschiedene Spuren geologische und industriekulturelle Spuren des Lahn-Marmors.
Kurslänge: 8,8 Km, Schwierigkeit: mittel
Startpunkt: Bahnhof Villmar-Aumenau (RB45)
Der Natura Trail entstand aus einer Kooperation der NaturFreunde Hessen und der Stiftung Lahn-Marmor-Museum. Konzeption und Texte stammen von Bernd Dresen, Dr. Bernold Feuerstein, Bernd Hörle und Helmut Hübinger.
Marktflecken und Stadt
Villmar (115-332 m, 43 km2, 6900 Ew.) und die Nachbarstadt Runkel (111-307 m, 44 km2, 9600 Ew.) liegen im Landkreis Limburg-Weilburg, eingebettet zwischen Taunus und Westerwald an der romantischen Mittellahn. Die abwechslungsreiche Landschaft hat Anteil an drei Naturräumen. Der Östliche Hintertaunus mit waldreichen Höhen und idyllischen Bachtälern und das hügelige Weilburger Lahntalgebiet mit einer Mischung aus Wäldern, Feldfluren und Wiesen umrahmen die fruchtbaren Ebenen der Villmarer Bucht, die Teil des Limburger Beckens ist. Das Ganze wird durchflossen von der Lahn in einem gewundenen und von Felshängen begleiteten Tal.
Die Region ist reich an Bodenschätzen: Marmor, Schiefer, Eisen und Silber aus dem Erdaltertum sowie Basalt, Sand, Kies, Ton und fruchtbarem Löß aus der Erdneuzeit. Wichtigstes Erzeugnis dieser Kulturlandschaft ist der Lahnmarmor, der in Bau- und Kunstdenkmälern weltweite Verbreitung und Bedeutung gewonnen hat.
Villmar (142 m, 3000 Ew.), Hauptort des gleichnamigen Marktfleckens, fand 1053 erstmalig Erwähnung als kaiserliche Schenkung (Königshof Vilimar) an die Abtei St. Matthias in Trier. Ab dem 17. Jh. entwickelte sich Villmar zum Zentrum des Lahnmarmors. Sehenswürdigkeiten: Marmorbrücke (1895), Kirche St. Peter & Paul (Hadamarer Barock, Marmorarbeiten 19. Jh.), Barockbrunnen (1728) im Pfarrgarten, Rathausplatz mit Marmorbrunnen (1827).
Arfurt (161 m, 900 Ew.), heute Stadtteil von Runkel, wurde erstmals 1148 als Filialort Arinvurt der Villmarer Kirche erwähnt. Baudenkmäler: Kirche St. Lambertus (1827/29), Alter Friedhof (Standort der Arfurter Kapelle bis 1833), Marienkapelle, Jüdischer Friedhof (Anfang 19. Jh. bis 1920er-Jahre).
Aumenau (129 m, 1500 Ew.), heute Ortsteil des Marktfleckens Villmar, ist mit seiner Ersterwähnung (Amana um 764) der älteste Ort im Landkreis. Mit dem Bau der Lahntalbahn 1862 wurde der Ort wichtigster Eisenerz-Umschlagplatz der Region. Sehenswert sind die Zeugnisse des Abbaus von Eisenerz und Lahnmarmor.
Lahn-Marmor-Museum und Unica-Steinbruch
Idyllisch an der Lahn gelegen, präsentiert das Museum im Marktflecken Villmar die Geschichte des Lahnmarmors – eines polierfähigen Kalksteins, der aufgrund seiner lebhaften Muster- und Farbgebung weltweite Bekannt- und Beliebtheit erlangte.
So wurde er z.B. im Empire State Building verbaut. Das Museum veranschaulicht in Bildern, Ausstellungsstücken und interaktiv die Entstehungsgeschichte des 380 Millionen Jahre alten Gesteins, die Methoden für Abbau, Transport und Bearbeitung und die vielfältigen architektonischen und künstlerischen Anwendungen. Das Museum ist eines von zehn Informationszentren des Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus.
Unweit des Museums liegt das Naturdenkmal Unica-Steinbruch. Über den Erdgeschichtlichen Weg reisen die Besucher 385 Millionen Jahre in die Vergangenheit: Die polierte Wand dieses nationalen Geotops erlaubt einen weltweit einmaligen Einblick in den Aufbau eines devonischen Stromatoporenriffs.
Öffnungszeiten (März bis Oktober):
Di-So 10-17 Uhr
Führungen ganzjährig nach Vereinbarung.
Kontakt per eMail: info@lahnmarmor-museum.de
Website: www.lahn-marmormuseum.de
Tel.: 06482-6075588
Das Vogelschutzgebiet
Das Gebiet westlich des Museums umfasst die Hinterlassenschaften des Abbaus von Lahnmarmor. Senkrechte Felswände mit Felsbändern und -spalten sowie Abraumhalden bieten für ganz spezielle Pflanzen- und Tierarten neue Lebensgrundlagen. So hat seit 2000 der Uhu als größte heimische Eule dieses Bruchareal als Bruthabitat angenommen, das deshalb 2008 in das Vogelschutzgebiet „Steinbrüche in Mittelhessen“ aufgenommen wurde.
Das FFH-Gebiet „Lahntal und seine Hänge“
Das 2008 ausgewiesene FFH-Gebiet erstreckt sich zwischen Löhnberg und Limburg und beinhaltet auch größere Wald- und Agrarflächen sowie Bachtäler abseits der Lahn. Der Natura Trail durchzieht eine naturnahe und landschaftlich besonders erlebnisreiche Mittelgebirgsflusslandschaft, die Teil des FFH-Gebiets ist.
Waldtypen wie Waldmeister- und Hainsimsen-Buchenwald, Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald, Schlucht- und Auenwald, gespickt mit Felspartien aus Kalk- und Silikatgestein verleihen dem Gebiet zusammen mit den Lahnauenbereichen und den feuchten Hochstaudenfluren eine hohe, artenreiche Biotopvielfalt.
Uhu, Waldkauz, Mittelspecht, Fransen- und Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr, Schlingnatter, Zauneidechse, Orchideenarten wie Breitblättrige Stendelwurz, Weißes Waldvögelein, Großes Zweiblatt und Mannsknabenkraut oder auch die giftigen Spargelgewächse Vielblütige Weißwurz und Zweiblättriger Blaustern, um die bedeutsamsten von ihnen zu nennen, haben sich dort ansiedeln können.
Das Naturschutzgebiet „Arfurter Felsen“
Im Jahr 1989 wurde das Gebiet mit einer Größe von etwa 21 Hektar zum Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die offenen, felsigen Prallhänge der Lahn, beidseitig der Tiefenbachmündung, bestehen aus Diabas, einem basenreicheren (aber kalkfreien) Silikatgestein, auf dem sich eine lückige Vegetation aus Moosen, Flechten, Farnen und Dickblattgewächsen entwickeln konnte.
Die stufig geformten Felsoberflächen erweisen sich als Abbauspuren aus der Zeit des Eisenbahnbaus und bilden kleinflächige, submediterrane Trockenrasen, die mit den südexponierten, waldfreien Felsköpfen im Mosel oder Elztal vergleichbar sind. Interessanterweise hat der „Arfurter Felsen“ mit diesen gemeinsam: zwei seltene, wärmeliebende Moosarten Targionia hypophylla und Anacolia laevisphaera, die einzigartig in Hessen sind.
Unter Schutz stehen auch die beschatteten Felspartien und die naturnahen Wald- und Wiesenflächen des unteren Tiefenbachtals als Standorte seltener und bestandsbedrohter Pflanzenarten, deren Lebensraum durch gezielte Pflegemaßnahmen erhalten und somit langfristig gesichert wird. So werden z.B. Felsen, Trocken- und Halbtrockenrasen durch Entfernen von Baumbewuchs, Schlehen und Efeu freigestellt und dadurch offengehalten.
Da das vom FFH-Gebiet überdeckte NSG die höchste Schutzkategorie erfährt, ist das Verlassen der Wege und das Laufen lassen von Hunden ohne Leine nicht mit den Schutzzielen vereinbar.