Die Kultura Trails der NaturFreunde Hessen sind Rundwege, die regional begrenzte Natur- und Kulturräume beim Wandern und Radfahren erschließen und erfahrbar machen wollen. Dieser Weg führt euch sowohl durch Wald und Flur des Messeler Hügellandes als auch durch den Historischen Stadtkern von Dieburg.
Der Kultura Trail liegt in der Verantwortung der NaturFreunde Dieburg (https://www.naturfreunde-dieburg.de) und wurde gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Kultura Trails der NaturFreunde Hessen konzipiert.
Der Bürgermeister der Stadt Dieburg, Herr Frank Haus, hat dankenswerterweise die Schirmherrschaft für den Kultura Trail Dieburg übernommen. Wir danken auch dem Heimatverein Dieburg für die gute Kooperation bei der Entwicklung des Trails.
Tourbeschreibung:
Tourlänge: 14,4 km, Gehzeit ca. 3-4 Std, Schwierigkeit: mittelschwer, Gesamtaufstieg: 120 m
Wir haben die Tour mit Komoot aufgezeichnet und alle Highliglights dieser Wanderung mit kurzen Texten beschrieben. Hier findet ihr den link zur Tour in Komoot.
Die Tour startet und endet am Naturfreundehaus auf der Moret (Auf der Moret 10, Dieburg). Die Gaststätte der NaturFreunde Dieburg ist mittwochs und sonntags geöffnet. www.naturfreunde-dieburg.de/naturfreundehaus_moret/gaststaette/. Da es sich um eine Rundwanderung handelt, besteht die Möglichkeit, an beliebiger Stelle einzusteigen. Es bietet sich auch an, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu kommen und am Bahnhof Dieburg zu starten.
Vom Naturfreundehaus auf der Moret geht es einen kleinen Pfad recht steil bergab und man erreicht nach 4 km das Freizeitzentrum Spießfeld. Von dort geht es über den Herrnweg durch Dieburg-West bis zur alten Bahntrasse, die Dieburg mit Groß-Zimmern verbindet und heute ein Fahrradweg ist. Auf der Bahntrasse gehen wir nördlich über das Schulgebiet „Auf der Leer“ Richtung Innenstadt. Das Gebiet „Auf der Leer“ war ursprünglich Überschwemmungsgebiet und wurde in den 70er Jahren bebaut, was mehrere Hochwasser zur Folge hatte. Heute hat man für die Gersprenz oberhalb Dieburgs Überschwemmungsgebiete geschaffen.
In der Innenstadt besuchen wir den historischen Marktplatz, biegen in die Zuckerstraße in der Fußgängerzone ein und erreichen den Fastnachtsbrunnen. Wer möchte, kann den Abstecher zum Gefängnis mit einbeziehen und folgt der Fußgängerzone bis zu ihrem Ende, kurz danach ist es schon zu sehen. Der Umweg beträgt ca. 600 Meter, ansonsten der Strecke nach Plan weiter durch den Fechenbach-Park und zum Museum Schloss Fechenbach folgen. Auch hier lohnt sich ein Abstecher über Minnefeld zur Wendelinuskapelle mit ihrem goldverzierten Dach sowie zum Kapuzinerkloster. Mit dem Erlös des vom Odenwaldklub hier jährlich durchgeführten Wendelinusfestes wird die Kapelle erhalten und gepflegt.
Wir kommen zum Dieburger Bahnhof mit der Ludwigsbahn und verlassen die Stadt in westliche Richtung bis zum kleinen Naturschutzgebiet „Das große Hörmes“. Entlang der Bahnstrecke geht es weiter Richtung Darmstadt bis zum Wald. Dieser ist größtenteils geometrisch angelegt. Der Baumbestand gliedert sich in 12% Eiche, 38% Buche, 8% Fichte und 42% Kiefer. Die Folgen des Klimawandels sind im Dieburger Stadtwald deutlich sichtbar.
Hinter dem Reiterhof biegen wir links ab und folgen einem malerischen Weg entlang des Waldrandes und kommen dabei an einem Modellflugplatz vorbei. Wer möchte, kann den Abstecher zum Jagdhaus im Wald mit einbeziehen, ein Umweg von ca. 600 Meter, ansonsten der Strecke nach Plan weiter folgen bis zum Jakobsborn. Das Kulturdenkmal befindet sich rechts am Herrnweg. Wir gehen geradeaus weiter, vorbei am Funkturm und genießen den Ausblick ins Rheintal, biegen links ab und erreichen nach wenigen Metern wieder das Naturfreundehaus auf der Moret. Nach dieser Wanderung habt Ihr Euch eine gemütliche Rast verdient!
Die Highlights
Naturfreundehaus Auf der Moret
Es begann 1925 mit der Jagdhütte des persischen Generalkonsuls Mayer. Zunächst gab es nur die einfache Schutzhütte. Aber schon 1929/30 entstanden in Eigenarbeit eine Baracke und der Turm. Die Nazis verboten die NaturFreunde sofort nach der Machtergreifung 1933. Die Hütte wurde von der Hitlerjugend genutzt und weitgehend zerstört. Aber schnell nach 1945 genehmigten die Amerikaner den Neustart. 1960 wurde das erneut in Eigenarbeit errichtete Naturfreundehaus eingeweiht.
Durch viele Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten sehen wir heute unsere Moret in sehr gutem Zustand. Ehrenamtlich arbeitende Mitglieder und Freund*innen betreiben die Gaststätte mittwochs und sonntags. Das Wanderheim verfügt über einen Aufenthaltsraum, eine Selbstversorgerküche und 32 Betten in 8 Zimmern. Kinder- und Jugendgruppen nutzen das Haus in der Woche, am Wochenende feiern Bürger*innen hier ihre Feste.
Die NaturFreunde Dieburg feiern im Jahr 2025 ihr 100jähriges Bestehen. Aus ihrer Geschichte sind sie ein parteiunabhängiger, aber politischer Verein, der soziale Komponenten mit Kultur und Erhaltung der Natur verbindet.
Dies findet seinen Niederschlag in der Begegnung von Menschen, der regelmäßigen Organisation von Wanderungen und Radtouren sowie der Durchführung kultureller Veranstaltungen und Ausflüge. Weitere Informationen: https://www.naturfreunde-dieburg.de/naturfreundehaus_moret/
Freizeitzentrum Spießfeld
Das Naherholungsgebiet „Spießfeld“ mit Teich, Liegewiesen, Grillplätzen und Kiosk ist eine Einrichtung der Stadt Dieburg. Bevor der Teich künstlich angelegt wurde, schlängelte sich hier ein Bach und es blühten die prächtigsten Blumen.
Eine Grillstelle kann man für 40,-€ pro Tag bei der Stadtverwaltung mieten. Die Stadt möchte damit den Andrang zu dem beliebten Freizeitgelände steuern.
Quelle: Homepage der Stadt Dieburg
Alte Bahntrasse
Die bewegte Geschichte des Bahnverkehrs in der Region Offenbach - Dieburg - Reinheim - Ober Roden - Dreieich ist im Jahrbuch 2019 des Heimatvereins nachzulesen. Karlheinz Braun informiert über Streckenabschnitte, die ab 1896 gebaut und teilweise wieder stillgelegt wurden. Im Zeichen der als dringend notwendig angesehenen Verkehrswende würde man eine solche Bahnverbindung wahrscheinlich nicht mehr stilllegen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rodgaubahn
Fastnachtsbrunnen
Urheber des 1988 eingeweihten Brunnens ist der Aachener Bildhauer Bonifatius Stirnberg. Auf dem Sockel des Bauwerks sind Dieburger Fastnachtsgruppen zu sehen. Die Figuren können mit Hilfe von Scharniergelenken bewegt werden und manche speien Wasser, was bei Kindern sehr beliebt ist. Bei den Figuren handelt es sich um die für die Fastnacht wichtigen „Gänsercher“ sowie die in allen Fastnachts-Sitzungen auftretenden "Gunkes und sei Bawwett. Dieburg ist eine Fastnachtshochburg und hat mit dem KVD den mitgliederstärksten Karnevalverein Deutschlands.
Quelle: www.online-destination.de/deutschland/odenwald/vorderer-odenwald/dieburg...
Gefängnis
Das Gefängnis liegt gegenüber der Gnadenkapelle, einer berühmten Wallfahrtskirche mit über 1000jähriger Geschichte, auch heute noch der Mittelpunkt der Dieburger Wallfahrt.
Das derzeitige Verwaltungsgebäude der JVA wurde in früheren Jahrhunderten vom Orden der Kapuziner genutzt. Seit 1822 dient es als Gefängnis. Die wirtschaftlichen Verhältnisse dieser Zeit führten immer mehr dazu, dass Menschen durch Stehlen oder Betteln zu überleben versuchten, obdachlos wurden oder dem Alkohol zum Opfer fielen. Alles Gründe für ihre Festsetzung in einem Gefängnis, "mit dem Ziel der Besserung". 1892 wurde gar eine Erweiterung nötig. Das „Arbeitshaus“ war bis 1931 in Betrieb und wurde vom Reichsarbeitsdienst übernommen.
1937/38 hat man es für 500 Gefangene ausgebaut und als Gefangenenlager Rodgau-Dieburg (Stammlager 1) genutzt. Die Gefangenen verrichteten unter anderem in der Rüstungsindustrie, beim Bau der Reichsbahn oder des Abwassersystems in Frankfurt Zwangsarbeit. 1940 - 1942 war die Gefängnisleitung in Dieburg für 2600 Männer und eine unbekannte Zahl von Frauen zuständig, die in der Rüstungsindustrie arbeiten mussten. Darunter war, unter weiteren Widerstandskämpfern aus dem Ausland, auch Fritz Erler.
Die Geschichte der "Kriminellen", die belanglose Diebstähle o.ä. begingen, einfach, um sich am Leben zu halten, und dafür von den Nazis in Lager gesperrt wurden, ist eine eigene Recherche wert.
Nach der Befreiung durch die Amerikaner wurde das Gefängnis Justizvollzugsanstalt, hielt aber neueren Ansprüchen an den Strafvollzug nicht stand. 1962 erfolgte der Umbau mit neuen Zellen, einem Gefangenenbad, einer Sportanlage, einem Mehrzweckraum, einer Bibliothek und einem Krankenrevier.
Quelle: https://justizvollzug.hessen.de/justizvollzug/jva-dieburg/geschichte
Museum Schloss Fechenbach
Ursprünglich als barockes Schloss durch die Ulner errichtet, gestaltete die Adelsfamilie der von Fechenbachs das Gebäude 1860 im spätklassizistischen Stil um. Seit 1951 ist es Sitz des Stadtmuseums mit archäologischer und volkskundlicher Sammlung.
Das bedeutendste Stück ist das 1926 in Dieburg gefundene Kultbild des Gottes Mithras. Der geheimnisvolle, bis heute nicht entschlüsselte Kult war im - in Religionsangelegenheiten toleranten - römischen Reich weit verbreitet. Erst mit dem Absolutheitsanspruch des Christentums (Staatsreligion ab 391) verliert sich die Verehrung des Mithras.
Quellen: http://www.museum-schloss-fechenbach.de/, www.dieburg.de/index.php/sehenswgkeiten-tourismus-168/museum-schloss-fec..., www.dieburg.de/index.php/museum-kultur-100
Kapuzinerkloster und Klostergarten
Die Kirche und das Oratorium (1862) sind wie das übrige Kapuzinerkloster ohne Schmuckelement, streng nach den Regeln des von ihnen verehrten Franz von Assisi gebaut. Seitdem sich die Mönche 2012 mangels nachfolgenden Interessenten für das Leben als Mönch aus Dieburg verabschiedeten, gestaltet eine Gruppe Freiwilliger aus dem Odenwaldklub auf Initiative ihres 2021 verstorbenen Vorsitzenden Franz Zoth den Garten nach franziskanischen Prinzipien. Der Franziskusgarten wurde nach dem berühmten Sonnengesang des "heiligen Franziskus" geformt. Gepriesen werden in zehn Strophen die Schöpfung und dabei auch die Elemente, wie die Erde, das Feuer, das Wasser und die Luft.
Quelle: www.echo-online.de/lokales/darmstadt-dieburg/dieburg/einblicke-in-den-eh...
Hessische Ludwigsbahn
Die Hessische Ludwigsbahn, heute HLB RB 75, von Aschaffenburg über Mainz nach Wiesbaden wurde 1858 eingeweiht. Entlang der Strecke gab es während der Bauzeit verschiedenen Widerstand. In Sickenhofen z.B. gibt es keinen Bahnhof, weil die Menschen das Scheuen ihrer Bullen auf der Weide fürchteten. Und Fuhrleute versuchten den Bau zu verhindern, weil sie um ihre Existenz fürchteten.
Der Bahnhof in Dieburg wurde 1861 eingeweiht.
Ab Oktober 2000 wurde das desolate Bahnhofs-Umfeld umgestaltet. Die Bahnsteige wurden für barrierefreien Zugang angehoben. Mit dem 100. Geburtstag der Dreieichbahn war die Umgestaltung 2005 abgeschlossen.
Quellen: https://hessische-ludwigsbahn.de/?page_id=142, https://de.wikipedia.org/wiki/Hessische_Ludwigsbahn
Das große Hörmes
Das Naturschutzgebiet „Das große Hörmes“ umfasst 13,63 ha. Es erstreckt sich über 830 m in Ost-West und 380 m in Nord-Süd-Richtung. Im Norden grenzt es an den Hörmesgraben, ein Entwässerungsgraben.
Das Gebiet umfasst ausgedehnte Röhricht- und Seggenbestände, Feuchtwiesen und als Mähwiesen genutzte Bereiche. Diese bilden einen Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen. Als Pflanzenarten der Roten Liste wachsen hier Wollgras, Breitblättriges Knabenkraut, Prachtnelke und Bach-Nelkenwurz. Bekassine, Grauammer, Braunkehlchen, Wiesenpieper und Schafstelze brüten. Sogar der Eisvogel wurde im Großen Hörmes gesichtet. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_gro%C3%9Fe_H%C3%B6rmes_bei_Dieburg
Jagdhaus im Wald
Das Haus wurde 1924/25 vom persischen Generalkonsul Karl-Jakob Mayer erbaut. Er hatte die Jagd in Dieburg gepachtet und errichtete das Haus, damit sein Jagdaufseher Andreas Pertl im Revier wohnen konnte. Dadurch wurde die ursprüngliche Jagdhütte auf der Moret, dem Standort des heutigen Naturfreundehauses, frei. Sie wurde von den NaturFreunden 1925 übernommen.
Der jüdische Konsul Mayer wanderte 1933 aus. Die Stadt Dieburg bemächtigte sich des Hauses und brachte die NS-Organisation „Kraft durch Freude“ dort unter. Im Laufe der Jahre wechselte es mehrmals die Besitzer und Konzessionäre.
Seit 1973 bemüht sich die Familie von Hüls um die Sanierung und konnte den Abriss verhindern. Mittlerweile ist das Jagdhaus als Kulturdenkmal anerkannt.
Baugeschichtlich ist es nämlich eine „Fertigbaukonstruktion“ und steht im Zusammenhang mit der von Großherzog Ernst Ludwig geförderten Holzbauweise, die in einer Ausstellung auf der Darmstädter Mathildenhöhe dokumentiert ist. Die großbürgerliche Villenarchitektur der Jahrhundertwende wird in Miniatur abgebildet.
Im Jahrbuch 2014 beschreibt der Heimatverein Dieburg die Baugeschichte des Jagdhauses.
Quelle: Udo Raabe: Das Jagdhaus in der Forstgartenschneise, Jahrbuch 2014 des Heimatvereins Dieburg
Jakobsborn
Das Kulturdenkmal „Jakobsborn“ ist Eigentum der Stadt Dieburg. Die Quelle ist ursprünglich sehr alt und diente Fuhrwerken als Wasserstelle bzw. Pferdetränke.
Zur Anlage des Kulturdenkmals gehören die Brunnenanlage, eine Schutzhütte, eine Wildobstpflanzung und eine Hirschkäferwiege, eine Brutstätte für die Larven der Hirschkäfer.
Die Anlage wurde ab den 70er Jahren Stück für Stück vom Odenwaldklub Dieburg in Kooperation mit der Stadt Dieburg erstellt. Von 1966 bis 2006 gab es eine Trinkwasserzapfstelle als Abzweig der Wasserleitung zum Naturfreundehaus auf der Moret, die bei deren Erneuerung 2006 aus Kostengründen entfiel.
Quelle: https://www.owkdieburg.de/jacobsborn/
Fotos: Manfred Ertl und Peter Baumann, NaturFreunde Dieburg