Während mehr als die Hälfte der Deutschen zumindest gelegentlich wandern, ist der Anteil bei den NaturFreunden weitaus höher. Denn schließlich ist Wandern nicht nur ein schöner und günstiger Natursport ohne Einstiegshürde. Das Wandern kann auch eine gute Möglichkeit sein, um die Welt zu entdecken und besser zu begreifen, zum Beispiel mit dem NaturFreunde-Konzept des Sozialen Wanderns.
Wandern bei den NaturFreunden bedeutet sportliche Betätigung in der Gruppe sowie ein gemeinsames Naturerlebnis - ob beim naturkundlichen Ausflug in die heimatlichen Natur, bei mehrtägigen Trekkings, beim Schneeschuhgehen, Bergwandern oder Radwandern. In vielen Landesverbänden betreuen NaturFreunde auch Wanderwege oder sind zuständig für deren Beschilderung. Die Natura Trails der NaturFreunde beschreiben zudem Routen durch europäische Naturschutzgebiete. Heute gibt es in einigen Ortsgruppen der NaturFreunde Hessens ausgebildeten Wanderleiter*innen, die einzelne Wanderungen oder ganze Jahresprogramme ausschreibt. In diesem Portal findest Du Tourenberichte, Ausbildungsinformationen und Mitmachtermine rund um das Wandern.
Man muss auch nach oben schauen, wenn man mehr über den Wald erfahren will
Wanderwochenende "Geheimnis um den Rimdidim" 13.-15.6.2025
Seit einigen Jahren bietet der Landesverband Hessen an, einen der "Natura Trails" mit Hilfe von sachkundigen Menschen besser kennenzulernen.
Das Ganze wird in ein Wochenende verpackt, damit sich NaturFreund:innen, die aus verschiedenen Richtungen kommen, besser kennenlernen.
So auch im Juni 2025 mit Standort Höchst im Odenwald. Heiß war es, aber die 13köpfige Gruppe ließ sich trotzdem nicht davon abhalten, schon freitags die Obrunn-Schlucht zu erwandern und die Frische in diesem Teil des Waldes zu genießen. Historische und märchenhafte Gebäudeminiaturen säumen den Weg, und auch "die wilde 13" fehlt nicht.
Am Samstag galt es, dem Rimdidim-Geheimnis auf die Spur zu kommen. Ein ehemaliger Förster, der für den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald Gruppen führt, machte uns fachkompetent und didaktisch hervorragend auf die Bedingungen, in denen Bäume heute leben und sich an die menschengemachten Probleme anpassen müssen, aufmerksam. Ja, nach oben schauen musste man, um so manche blattarm gewordene Krone zu entdecken, aber auch besonders schön gewachsene Bäume, deren Saatgut für ganz Hessen gesammelt wird, lernten wir kennen. Und was bedeutet es, wenn an einen Baum ein H oder an einen anderen ein R gepinselt ist? Wie hat sich der Baumbestand im Laufe der Jahrhunderte der Nutzung durch den Menschen immer wieder verändert? Woran erkennt man, dass hier einmal eine Köhlerhütte stand, in der im Auftrag der Fürsten zur Abholzung der Wälder beigetragen wurde? Und wo eigentlich befindet sich die Ruine des ehemaligen Naturfreundehauses der Darmstädter und Ober-Ramstädter Ortsgruppen, das von den Nazis gestohlen wurde und später verfiel? Das Schloss Lichtenberg grüßte immer wieder in der Ferne. Auf all das wurden wir aufmerksam gemacht und den Rimdidim gab es noch oben drauf!
Wenn auch am Sonntag Gewitter angesagt war, ließen wir uns nicht davon abbringen, drei Mitglieder der Ortsgruppe Bad König in Michelstadt zu treffen. Denn diese hatten eine wunderbare Wanderung auf den Höhen oberhalb von Michelstadt für uns vorbereitet, und geregnet hat es nur einmal ganz kurz! Alles in allem: ein Wochenende, das man nicht missen möchte.
Von Haus zu Haus, der Pfälzer NaturFreundeweg
Die NaturFreunde Hessen, in Kooperation mit dem Sportverein der NaturFreunde Hessen, bieten an:
Wanderwoche vom 24.4.2023 bis 28.4.2023
Insgesamt 15 Naturfreundehäuser an einem Rundwanderweg mit über 220 Kilometer durch Deutschlands größtes zusammenhängendes Waldgebiet: Klingt nach einer wirklich guten Wandertour mit gehobenen sportlichen Ansprüchen, von der wir einen Teil erwandern. Der Weg ist mit dem NaturFreunde-Wegezeichen markiert, es stehen aber auch alle GPX-Daten auf der Website der NaturFreunde Rheinland-Pfalz zur Verfügung.
Die Ausschreibung mit Anmeldung zum Download:
Tour-fixe - mittwochs wandern in Rhein-Main
Was es alles zu entdecken gibt, was es alles zu diskutieren gibt, was es alles zu erfahren gibt, das erlebt man nur, wenn man mitwandert. Jeden Mittwoch und im heißen Sommer vor allem für Frühaufsteher:innen geeignet! Alle anderen können sich über die neben stehenden Links Eindrücke verschaffen, wie schön es mittwochs war.
Eine Woche "Auf den Schwingen des Habichts"
Zwiebelzahnwurz und Scharbockskraut, Knabenkraut und Aronstab, Lerchensporn und Elsbeere, das alles und noch viel mehr haben wir bewundert auf unserer Wandertour durch den Habichtswald, ganze Wiesen bzw. Waldwege waren übersät davon! Das hat mich motiviert, mir endlich auch die Namen zu merken, und einige der 14 Wanderfreudigen haben mir dabei geholfen.
An- und Abreisetag weggerechnet, sind wir 4 Tage lang, motiviert, geführt und wohl behütet von den Wanderleiterinnen Constanze und Margret, von Zierenberg bis zur Edertalsperre gewandert, auf verschlungenen Wegen, vorbei an beeindruckenden Basaltformationen und -steinbrüchen, über Kegelberge mit ihren mehr oder weniger verfallenen Burgen. Tolles Wetter, der im wahrsten Sinne des Wortes "zweite Frühling" (denn die aufbrechenden Blattknospen im wärmeren Rhein-Main-Gebiet hatten wir ja gerade schon erlebt), Wiesen, Wälder und Bachtäler, zwitschernde Lerchen über den Äckern und Vögel in den Hecken machten diese Wanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Nach 82 Kilometern und 2020 Höhenmetern kamen wir müde, aber zufrieden an der Edertalsperre an.
In Bad Emstal haben wir NaturFreundinnen aus der dortigen Ortsgruppe getroffen. Dank an Barbara, Jutta und Simone! Sie empfingen uns noch mitten im Wald mit Kaffee und von Barbara gebackenen Kuchen.
In Merxhausen besuchten wir die Gedenkstätte, wo wir vom Vorsitzenden des Geschichtsvereins über diesen Ort hörten. Hier lebten zwischen 1946 und 1949 mehrere hundert "Displaced Persons", also entwurzelte Menschen, die Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge oder Kriegsgefangene gewesen waren und deren Rückführung in ihre Heimat nur teilweise gelang. Die United Nations Relief and Rehabilitation Administration (UNRRA) kümmerte sich um diese Menschen. Trotzdem starben in diesen Jahren 63 davon, die auf dem Friedhof begraben sind. An einer Gedenkstele legten wir Blumen nieder, denn die Veranstaltung stand im Rahmen der bundesweiten NaturFreunde-Aktionstage "Gemeinsam für globale Abrüstung und Frieden".
Auch sind auf dem Friedhof "Korrigenden" beerdigt. Das sind Landstreicher, Bettler und Prostituierte, die während des Nationalsozialismus kriminalisiert, strafrechtlich verfolgt und in "Korrektionsanstalten" inhaftiert und gequält und in Tötungsanstalten verschickt wurden oder elend umkamen.
So setzten die wunderschönen Wandertage auch einen nachdenklichen Akzent, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Marianne Friemelt