Solidarisch mit der Initiative 19. Februar Hanau
Schon zu lange trauern Familien, Freunde und Kolleg:innen um die neun jungen Menschen in Hanau.
Am 19. Februar 2020 wurden bei einem rassistischen Anschlag neun junge Hanauer:innen ermordet , der Mörder tötete sich dann selbst. Seitdem entwickelte eine Solidaritätsgruppe viele Aktionen, die Namen der Opfer präsent zu halten. Wir waren dort zum Gespräch. Das solidarische Ziel lautet: Say their names! Der Tätername steht im Hintergrund. Die solidarische Öffentlichkeit begleitet so Hanau.
In der sportlichen Tradition der NaturFreunde gehört die „Soziale Pedale“ schon lange dazu. Die Radgruppe der NF Bad Vilbel startete im Sozialen Radeln zur 1. Talk & Tour. Mehr sollen folgen. Die Gruppe fuhr nach dem Corona Hygiene-Check mit verschiedenen Generationen am Bücherdenkmal Vilbel querfeldein nach Hanau. Als NaturFreund:innen sind wir antirassistisch engagiert und verstehen diese Morde als Gefährdung von allen Demokrat:innen. Die Fahrradgruppe näherte sich beim Gespräch mit den Vertreter:innen der dortigen Trauergemeinde ihrer programmatischen Leitidee „Erinnerung#Aufklärung#Konsequenzen“!. Wir stärkten so unsere Aufmerksamkeit für die Gefahren des Rassismus und Antisemitismus in Hessen. Und wir folgten dem Anliegen der trauernden Angehörigen, die Namen ihrer Lieben nicht zu vergessen. Seit den mehr als 200 Toten durch Rechtsextremisten in Deutschland blieb es zu lange bei folgenloser Betroffenheit!
Im Kultur-Café der Initiative 19. Februar in Hanau am Heumarkt gleich neben der Bar, wo der Mörder zuschlug, saßen wir zusammen. Die Erzählungen aus der Arbeit mit den Familien und ihren Toten machte sehr schmerzlich deutlich, welche Wunden diese Morde in die Familien gerissen haben und wie der Alltag in Hanau seitdem in massiver Weise zerrissen wirkt. Das Vertrauen zueinander wurde massiv beschädigt. Der Vater des Mörders geht gar juristisch gegen die öffentliche Erinnerung an die Ermordeten vor. Die Familien der Ermordeten leben in der Nachbarschaft der Familie, aus der der Mörder stammt und erleben sich in ihrer Traumatisierung weiter bedroht. Hanau wurde ins Mark getroffen und ringt seitdem um einen heilenden Umgang mit der Erschütterung und dem schwer zu verarbeitenden Desaster. Wir konnten die schwere Last im Gespräch wahrnehmen und nachfühlen.
Vor der Sky Bar als einem Ort der Morde traten wir vor das Denkmal mit den Fotos der neun Toten und legten einen Blumenstrauß als Ausdruck von Wut, Trauer und Entschlossenheit nieder. Mit der Initiative, die seit den Morden am 19. Februar 2020 eine starke Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut hat und mit Spenden wie den 20.000 € der IG Metall arbeitet, diskutierten wir die trügerische Symbolik der Landespolitik, ohne Schutz und mit wenig Hilfe. Der zu Hanau nun aktive Untersuchungsausschuss wurde allein von der Opposition im Landtag durchgesetzt. Der NaturFreunde-Landesverband wird die dort aktiven Parlamentarier auffordern, die Fehler in Polizei und Sicherheitsapparat offenzulegen.
Wir begrüßten hingegen gemeinsam, dass sich die demokratischen Parteien im hessischen Landtag nun doch nach über einem Jahr nach den rassistisch motivierten Morden durchgerungen haben, die Hinterbliebenen und Verletzten finanziell stärker zu unterstützen. „Denn die Lage der Familien wurde bei auslaufenden Krankengeldern immer prekärer und bislang hatten die Familien vom Land keinerlei finanzielle Unterstützung erhalten “, sagte Newroz Duman und die junge Lu von der Initiative 19. Februar.
Die Talk & Tour endete sportlich in Bad Vilbel nach dem Blick auf die tödlichen Gefahren des Rechtsextremismus. Diese Radtour mit sozialem Anliegen zeigte Wege für persönliche Beiträge zum sozialen Frieden. Fragen sind nach dem Mord offengeblieben und bleiben in der Gesellschaft präsent.
Manfred Wittmeier