Die KulturaTrails der NaturFreunde Hessen sind Rundwege, die regional begrenzte Natur- und Kulturräume beim Wandern erschließen und erfahrbar machen wollen. Dieser Trail knüpft an den 175. Jahrestag des Paulskirchenparlaments an. Wir besuchen Kunstwerke, die im öffentlichen Raum Frankfurts zugänglich sind und den Geist der Freiheit in sich tragen oder die geradezu darauf hinweisen, dass die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Solidarität eben nicht selbstverständlich sind und immer wieder erstritten werden müssen. Wir würdigen die Menschen, die im Laufe so vieler Jahrhunderte - teils unter Einsatz ihrer Existenz - hierfür gekämpft haben.
Der Kultura Trail liegt in der Verantwortung der NaturFreunde Frankfurt www.naturfreunde-ffm.de und wurde gemeinsam mit der Arbeitsgruppe „KulturaTrails der NaturFreunde Hessen“ konzipiert, Kontakt: trails@naturfreunde-hessen.de.
Tourbeschreibung:
Tourlänge: 5,5 km Schwierigkeit: leicht, barrierefrei, keine Steigung
Gehzeit incl. Schauen und Staunen: 2,5 – 3 Std.
Der Weg ist 5,5 km lang und durchgehend asphaltiert, somit barrierefrei (Aufzug am Eisernen Steg). Am Wochenende ist die Besichtigung der Frankfurter Treppe nicht möglich, da sie sich in einem Bankgebäude befindet. Mit Schauen und Staunen ist mit 2,5 bis 3 Stunden zu rechnen. Ausgangspunkt ist der Börsenplatz, Kaffeepause in der neuen Altstadt.
Wir haben die Tour mit Komoot aufgezeichnet und alle Highliglights dieser Wanderung mit kurzen Texten beschrieben. Hier geht es zum Trail bei Komoot
HIGHLIGHTS
Figuren der 5 Kontinente und des Landhandels
Säulengang am Eingang des Börsengebäudes, Börsenplatz
Die 5 Kontinente werden durch Frauengestalten dargestellt. Entsprechend der Infotafel repräsentieren sie die Internationalität des Frankfurter Geld- und Warenhandels. Ab 1843 schmückten sie die Fassade des alten Börsengebäudes am Paulsplatz.
Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts begann die Kolonialisierung anderer Kontinente durch europäische Großmächte. Damit wurde die Grundlage für den Reichtum geschaffen, von dem die westliche Welt noch heute profitiert. Die vermeintliche Überlegenheit Europas wird dargestellt durch Symbole der Technik, der Baukunst, des Wissens, sprich: der "Zivilisation". Die Figur Europas trägt Schuhe, im Gegensatz zu den barfuß daherkommenden Frauen der vier kolonialisierten Kontinente. Diese zeigen Federn am Kopf, einen Papagei, Pflanzen, eine nackte Brust, Früchte und Schmuck und weisen damit auf ihr Verhaftetsein in der Natur (im Gegensatz zum technischen Fortschritt), aber auch auf Gold, Silber, Edelsteine, Gewürze und Pflanzen hin, mit denen sich Europa bereichert hat.
Die Figur, die den Landhandel darstellt, ist männlich. Was befindet sich in dem dicken Sack, den das Kamel trägt? Salz, Gewürze, Kräuter? Landgrabbing, Ausbeutung der Bodenschätze ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt sowie Vertreibung der indigenen Bevölkerung betreiben die Industriestaaten heute in noch viel größerem Ausmaß, wenn man es auch nicht mehr Kolonialismus nennt.
Kaiserhofstraße
In dieser Straße wohnte in der Nummer 12 die Familie von Valentin Senger, der in seinem 1978 erschienenen Buch Leben und Überleben seiner Familie während der Nazizeit schilderte. Hier in der Kaiserhofstraße verschleierte seine Mutter die jüdische Herkunft der Familie, halfen Nachbarn beim Unsichtbar-Machen und spielte auch das Glück eine Rolle. Die Bücher von Valentin Senger lesen sich spannend wie Krimis und bieten doch einen ernsten Blick auf die historischen Ereignisse, auch in der Nachkriegszeit.
Hauptwache
Das heute als Café genutzte barocke Gebäude war ab Mitte des 18. Jahrhunderts Sitz der Stadtwehr und eines Gefängnisses mit Verhörräumen und Verliesen. Auf dem Platz neben der Hauptwache konnte die Bevölkerung Hohn und Gemeinheiten über Inhaftierte ausschütten, die am Pranger oder in einem drehbaren "Trillerhäuschen" ausgestellt wurden. Susanna Margaretha Brandt, Goethes "Gretchen", wurde hier auf dem Schafott hingerichtet. Beim Frankfurter Wachensturm wurden die Hauptwache und die Konstablerwache 1833 zum Schauplatz eines Aufstandes, der das Ende der Fürstentümer und den Beginn eines freien, nationalen und demokratischen Staates einleiten sollte. Bei der Gefangenenbefreiung gab es auf beiden Seiten Tote. Der Aufstand scheiterte: Die Rebellen wurden entweder festgenommen oder mussten ins Ausland fliehen. Im Januar 1837 gelang sechs der eingekerkerten Studenten die Flucht, wovon ein Spottlied Zeugnis ablegt:
https://www.youtube.com/watch?v=t0vT2B6gQ1E
Jazz-Denkmal
Künstler: Taro Miyabe, 1982
Kleine Bockenheimer Straße, Horst-Lippmann-Platz
Der japanische Künstler gewann während seines Studiums in Frankfurt den Wettbewerb für ein Jazz-Denkmal, nachdem er als Idee mit einem Draht einen Notenschlüssel geformt hatte und diesen auf einen Flaschenkorken spießte. Taro Miyabe war beeinflusst von der kalligraphischen Kunst Japans. Der Notenschlüssel löst sich aus der eleganten Form des Originals und weist den Weg zu Improvisationen und Modulationen in der Jazz-Musik.
Der Jazz war in der Nazizeit als "entartete Kunst" verpönt und verboten. Junge Leute aber wie Carlo Bohländer, Emil Mangelsdorff und Horst Lippmann ließen sich die Freude an dieser Musik nicht nehmen und spielten in der "illegalen" Fraunkfurter Hotclub Combo. Lippmann gab die "Mitteilungen für Freunde der modernen Tanzmusik" heraus, die Sendezeiten der Jazzmusik im "Feindsender BBC" veröffentlichten.
Frankfurt war in den 50er bis 80er Jahren des 20. Jahrhunderts die "Hauptstadt des Jazz". Lippmann holte Jazz-, Blues- und Rockstars nach Deutschland, veranstaltete Jazzfestivals und verbreitete die Musik in Rundfunk und Fernsehen.
Frankfurter Treppe - 20. Jahrhundert (ACHTUNG: zugänglich nur an Werktagen)
Künstler: Stephan Huber
Neue Mainzer Straße 52 - 58, Erdgeschoss im Gebäude des Main TowerAuf einer Treppe, ähnlich den römischen Freitreppen, stehen Menschen in losen Gruppen. Ein Flyer informiert darüber, dass es sich hier um die Crème de la crème von berühmten Frankfurter Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts handelt. Sie stehen beisammen, selbst wenn sie sich
im wahren Leben nie begegnet sind. Auffällig ist, dass es nur wenige berühmte Frauen auf diese Treppe geschafft haben. Einige wenige sind abgebildet, meist undeutlich und ohne Namen. Schade, dass der Künstler Elisabeth Winterhalter, Margarete Buber-Neumann, Lili Hahn, Lore Wolf oder Trude Simonsohn und den vielen anderen Frauen, die in Frankfurt gewirkt haben, keinen Platz eingeräumt hat.
Das Kunstwerk ist aus winzigen Mosaiksteinchen zusammengesetzt. 2,7 Millionen Steinchen wurden hier verarbeitet. Waren es früher die byzantinischen Kirchen, in denen solche Kunstwerke vom Glauben zeugten, findet sich heute ein solches Kunstwerk in einem Tempel des Mammons.
Ein paar Schritte weiter im selben Erdgeschoss befindet sich die Video-Installation "The World of Appearances" des weltberühmten Künstlers Bill Viola, der seine Werke auf der documenta präsentierte und auch im Museum für Moderne Kunst vertreten ist.
Besuch der Aussichtsplattform auf dem Main-Tower https://www.maintower.de/oeffnungszeiten/
Beethoven-Denkmal
Künstler: Georg Kolbe, Entstehung 1926 - 1947, aufgestellt 1951
auf einer leichten Anhöhe im Anlagenring
Wer Georg Kolbes Heinrich-Heine-Denkmal kennt, das über lange Zeit nicht weit von hier stand und das Leichtigkeit und Lebensfreude ausstrahlt, kann sich über die stilistischen Veränderungen in der Arbeit des Künstlers nur wundern. Hinter der starren Figur Beethovens stehen zwei Genien: die Sinnende und die Rufende.
Beethoven, der als Komponist die Wiener Klassik zu ihrer höchsten Entwicklung führte und der Musik der Romantik den Weg bereitete (https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_van_Beethoven ) hat mit seiner einzigen Oper nicht nur
der Liebe, sondern auch der Freiheit ein Denkmal gesetzt. In "Fidelio" kämpft Leonore hartnäckig gegen den Machthaber Pizarro um die Befreiung ihres Ehemanns Florestan und erreicht zum Schluss die Freilassung aller Gefangenen.
Beethoven vertonte Schillers "Ode an die Freude", die die Verbrüderung und Verschwesterung der Menschheit preist und zur Europa-Hymne wurde.
Schiller-Denkmal
Künstler: Johannes Dielmann, 1859
Friedrich Schiller gilt als bedeutendster Dichter des Sturm und Drang und hat in den kurzen 46 Jahren seines Lebens unsterbliche Werke hinterlassen, die von seinem Verlangen nach Freiheit künden. Mit 22 Jahren schrieb er 1781 "Die Räuber", ein Stück, das im Vorfeld der französischen Revolution gegen die herrschende Ordnung aufbegehrt und insbesondere unter vom Freiheitsgedanken entflammten Jugendlichen Begeisterungsstürme entfachte. "Wilhelm Tell" gilt als Sinnbild für Freiheitsliebe und im Zweifel gar Tyrannenmord. Den Revolutionären von 1848 diente er als Galionsfigur für den Aufstand gegen die herrschenden Dynastien. Schiller, den die Stadt Frankfurt an seinem 100. Geburtstag mit dem Denkmal ehrte, hat neben zahlreichen Dramen wunderbare Balladen geschrieben und eben auch die bereits erwähnte berühmte "Ode an die Freude". https://de.wikipedia.org/wiki/An_die_Freude
Die Wolfsampel
Künstler: Henrik Schrat, 2009
Glasfassade des Gallileo Art Tower, Gallusanlage 7 (nur von der Nebenstraße außen am "Raum für Kultur" zu sehen)
In der Art eines Scherenschnitts bewegen sich auf der Glasfassade des Erdgeschosses Wölfe, Affen und Elche inmitten einer industriellen bewohnten Brache. Eine Vorschau auf die Zeit, in der die Tiere sich wieder die Freiheit herausnehmen, die Stadt zu übernehmen.
Der Gallileo-Tower steht auf dem Gelände zwischen City-Ring und Hauptbahnhof, das eigentlich Hochhaus-frei hatte bleiben sollen. Doch die Dresdner Bank, die das Gebäude bauen ließ, hatte sich mit der Drohung, nach Eschborn zu ziehen, durchgesetzt. Aufgrund eines Namensfindungswettbewerbs unter den Mitarbeiter*innen wurde das Haus nach Galileo Galilei ("auch Banker müssen in Bewegung bleiben") benannt, aber mit zwei "l" geschrieben, denn es liegt an der Gallusanlage.
Das Waisen-Karussell
Künstlerin: Yael Bartana 2021
Kaiserstraße Ecke Gallusanlage
Das Karussell mit den Aufschriften "Auf Wiedersehen, Vater", "Auf Wiedersehen, Mutter", "Auf bald, mein Kind" erinnert daran, dass jüdische Kinder von ihren Eltern vor der nationalsozialistischen Verfolgung gerettet wurden, indem diese sie vom nahegelegenen Hauptbahnhof in die Länder schickten, die noch Flüchtende aufnahmen. 20.000 Kinder kamen so ins sichere Ausland, die meisten davon nach England. Für die Kinder bedeutete dies den Verlust der Eltern, aber auch eine Chance zum Überleben in Freiheit. Die Sehnsucht nach einem Wiedersehen, wie sie auf dem Karussell steht, blieb wohl in den meisten Fällen unerfüllt.
Das Kunstwerk soll uns aber auch gemahnen an aktuelle Schicksale von Geflüchteten. Vielerorts werden Kinder und Jugendliche in die (vermeintliche) westliche Freiheit geschickt, um wenigstens einem Familienmitglied ein besseres Leben zu ermöglichen. Wieviele von diesen Träumen sich erfüllen, steht genauso im Zweifel wie die Wünsche der jüdischen Eltern vor 80 oder mehr Jahren.
Euro-Symbol
Künstler: Ottmar Hörl 2001
Beim Euro-Zeichen handelt es sich wohl um eines der am meisten fotografierten Kunstwerke in Frankfurt. Es steht für die Einheit der europäischen Währung und damit für die Freiheit des innereuropäischen Handels und die Reisefreiheit. Die Zeiten, in denen man vor einer Auslandsreise Geld tauschen musste, sind weitgehend vergessen. Zumindest, was Reisen innerhalb Europas betrifft. Schön, diese Internationalität und die offenen Grenzen genießen zu dürfen! Noch schöner wäre es, wenn dies für alle Menschen auf der Welt gelten würde. Aber daran muss wohl noch gearbeitet werden.
Von Oktober 2011 bis August 2012 besetzten junge Menschen die Grünanlage am Willy-Brandt-Platz. Sie gehörten der "occupy"-Bewegung an und diskutierten über Finanzmärkte, globalen Kapitalismus, Ökologie und die Zukunft der Menschheit. https://www.fr.de/frankfurt/occupy-frankfurt-das-camp-aus-dem-die-traeum...
Relief von Friedrich Stoltze auf der Rückseite des Römer-Rathauses
Künstler: unbekannt
Buchgasse 16
Wir stehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und schauen in die Höhe auf die Rückseite des Römers. Fünf Portraits sind hier zu sehen. Die Stadtväter (wahrscheinlich zu dieser Zeit keine -Mütter) wollten Menschen portraitieren, die zu Wohlstand und Ehre Frankfurts beigetragen hatten. Ein Dichter / Schriftsteller, ein Maler, ein Architekt, ein Bildhauer und ein Schauspieler sollten es sein. Wer dächte beim Dichter nicht an Goethe? Aber sie wählten Friedrich Stoltze, den Herausgeber der "Frankfurter Latern", der in Mundart und Hochdeutsch den Frankfurter*innen, aber auch vielen Auswärtigen ein (satirisches) Licht anzündete.
Einheitsdenkmal
Künstler: Friedrich Maximilian Hessemer und Hugo Kaufmann 1903
Paulsplatz rechts vom Eingang zur Paulskirche
Den Obelisk krönt eine allegorische Frauengestalt (Klio, die Muse der epischen Dichtung oder Germania? Das ist nicht sicher.), auf deren Schild "Seid einig" steht. Das Denkmal ist "den Vorkämpfern deutscher Einheit zum 90. Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig" gewidmet und wurde vom damaligen Oberbürgermeister Franz Adickes 1903 eingeweiht. Ohne militärische Gedenktage ging es nun einmal nicht ab. Aber auch der Kampf um Freiheit und Bürger*innenrechte war ja keineswegs unblutig. Viele haben im Laufe des 19. Jahrhunderts unter den Kartätschen und Gewehren der preußischen Militärs ihr Leben gelassen. Eine Plakette widmet das Denkmal den "Freiheitskämpfern, die sich von 1815 - 1864 an der Einigung des deutschen Volkes verdient machten": "den Sängern von Einheit und Freiheit", "den deutschen Hochschulen", "dem freien Bürgertum". Die ursprünglich zugehörigen Bronzefiguren wurden 1940 als "Metallspende des deutschen Volkes" eingeschmolzen.
Nicht alle Ereignisse in jenem ereignisreichen 19. Jahrhundert dienten wirklich der Demokratie. Nein, es gab Rückschläge bis in die heutige Zeit. Was soll man davon halten, wenn schlagende Studentenverbindungen in der Paulskirche tagen wollen, um einen Jahrestag der deutschen Einheit zu feiern. Die Demokratie ist nach wie vor in Gefahr: sie ist nicht selbstverständlich. Sie muss immer neu erkämpft werden, um sie zu bewahren.
Eine Plakette an dem Denkmal zitiert Ernst Moritz Arndt, 1849: "Wir sind geschlagen, nicht besiegt. In solcher Schlacht erliegt man nicht."
Platz der Bücherverbrennung
Künstler Willi Schmidt, 2001
Römerberg, runde Plakette auf dem Boden zwischen Gerechtigkeitsbrunnen und Nikolaikirche
"Das war ein Vorspiel nur. Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen." Dieser Satz von Heinrich Heine aus dem Jahr 1820 umrandet die in den Boden eingelassene Bronzetafel, in deren Mitte Flammen um weggeworfene Bücher herum lodern. Hier verbrannte am 10. Mai 1933 die "geistige Elite" Frankfurts, Studenten der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, die Bücher von Philosoph*innen, Schriftsteller*innen, Wissenschaftler*innen und Publizist*innen. Das Ende aller Menschlichkeit hatte seinen Anfang genommen.
Das Wort "libertas" (Freiheit) hat in sich das Wort "liber" (Buch). Das gibt zu denken.
Stoltze-Brunnen
Künstler: Friedrich Schierholz, 1895
Hühnermarkt, neue Altstadt
Dass Friedrich Stoltze nicht nur Frankfurt-liebender Heimatdichter war ("es will mer net in de Kopp enei, wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!"), sondern auch glühender Kämpfer für Freiheit und Demokratie, ist vielen Menschen gar nicht bekannt. In seinem Vaterhaus, dem Gasthaus "Zum Rebstock", trafen sich die republikanisch Gesinnten, so dass schon der 1816 geborene kleine Friedrich mit revolutionären Ideen aufwuchs. Teilnahme am Hambacher Fest und seine ältere, mit Frankfurter Revolutionären befreundete Schwester trugen das Ihre bei. In vielen Gedichten beschwor er die Menschen, die ihr Leben und ihre Intelligenz für den Kampf um Freiheit einsetzten. Und in seiner "Latern" schimpfte er auf die Preußen, die eben jene Freiheit, unter anderem auch die für ihn so wichtige Pressefreiheit, nicht gewähren wollten und der freien Reichsstadt Frankfurt 1866 ein Ende setzten.
Stoltze war Satiriker, Freiheitsliebender und Menschenfreund: diese Eigenschaften machten ihn bei der Frankfurter Bevölkerung so beliebt, dass seine Beerdigung 1891 als diejenige in die Frankfurter Geschichte einging, die die meisten Menschen auf die Straße brachte.
Deutsche Freiheit, voll und echt,
Freiheit, hohe, reine,
die verlässt uns nimmermehr,
denn wir haben keine.
(Frankfurter Latern 19/1876)
Ob Freiheit oder Einheit
dem Volke nöt'ger sei?
Ein Volk von Witz und Feinheit,
das nimmt sich - alle zwei!
(Frankfurter Latern 4/1872)
Betet Ihr, ich kann es nicht!
Beten kann nicht retten,
mit gefalt'nen Händen
bricht nie ein Volk die Ketten.
(Frankfurter Latern 45/188)
Wer mehr über Stoltze wissen will, sollte das Stoltze-Museum im Haus zum Weißen Bock, Markt 7, schräg gegenüber dem Stoltze-Denkmal besuchen.
Odyssee
Künstler: Hagen Bonifer, 1999 zu Goethes 150. Todestag
hoch über dem Eisernen Steg gespannte Schrift auf Griechisch
Der Text dieser griechischen Inschrift stammt aus der Odyssee von Goethe und bedeutet übersetzt: "Auf weinfarbenem Meer segelnd zu anderen Menschen".
Mag man über die Pläne des Odysseus, weswegen er sich auf seine jahrelangen Schiffsreisen begeben hat, durchaus anders denken: uns sagt diese Inschrift heute, dass das Segeln übers Meer etwas Völkerverbindendes haben kann, ebenso wie auch ein Fluss die Menschen leichter von hier nach dort bringt und, die Freiheit auf dem Wasser genießend, Neues entdecken lässt. Ebenso zeigt auch der Eiserne Steg, der Hibb-de-Bach mit Dribb-de-Bach verbindet, dass Frankfurter*innen mit Sachsenhäuser*innen durchaus etwas anfangen können, genau wie umgekehrt.
Pre-Bell-Man 500.000 BC - 1860 AD
BC = Before Christ AD = Anno Domini
Künstler: Nam June Paik, 1990
Schaumainkai 53, auf der Eingangstreppe des Museums für Kommunikation
Die an die Reiterstatuen von Herrschern erinnernde Figur ist aus Teilen der Kommunikationsgeschichte zusammengesetzt und erinnert daran, dass funktionierende Kommunikation freien Austausch von Informationen bedeutet und der Mensch nicht allein auf das angewiesen ist, was in seinem näheren Umfeld für richtig gehalten wird. Andererseits aber verweisen die ausrangierten Radio- und Fernsehteile, die Kabel und Antennen auch auf die Flüchtigkeit des gesprochenen Wortes und die Notwendigkeit, Authentizität und Wahrheit zu überprüfen.
Die hohe Aktualität im Zeitalter von Internet, Social Media, Fake News, Bots, Künstlicher Intelligenz lässt uns innehalten und nach dem Wohl und Wehe von immer mehr Kommunikationsangeboten und der damit angeblich verbundenen Freiheit fragen.