Die Kultura Trails der NaturFreunde Hessen sind Rundwege, die regional begrenzte Natur- und Kulturräume beim Wandern und Radfahren erschließen und erfahrbar machen wollen. Dieser Weg führt euch sowohl durch Wald und Flur des Messeler Hügellandes als auch durch den Historischen Stadtkern von Dieburg. Der Kultura Trail liegt in der Verantwortung der NaturFreunde Dieburg (https://www.naturfreunde-dieburg.de) und wurde gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Kultura Trails der NaturFreunde Hessen konzipiert.
Der Bürgermeister der Stadt Dieburg, Herr Frank Haus, hat dankenswerterweise die Schirmherrschaft für den Kultura Trail Dieburg übernommen. Wir danken auch dem Heimatverein Dieburg für die gute Kooperation bei der Entwicklung des Trails.
Tourbeschreibung:
Tourlänge: 28,4 km, Schwierigkeit: mittelschwer, Fahrzeit ca. 2,5 – 3,0 Std. Gesamtaufstieg: 160 m
Wir haben die Tour mit Komoot aufgezeichnet und alle Highliglights dieser Wanderung mit kurzen Texten beschrieben. Hier findet ihr die Tour in Komoot.
Der Kultura Trail ist ein Rundweg und bietet beliebige Einstiegsmöglichkeiten. Unsere Tour startet am Dieburger Bahnhof. Der Route folgend erreichen wir kurz darauf den jüdischen Friedhof und das gegenüberliegende Gebäude der ehemaligen Tonwarenfabrik.
Wir verlassen Dieburg in westliche Richtung entlang der Bahnstrecke und kommen zum kleinen Naturschutzgebiet „Das große Hörmes“ . Der Baumbestand gliedert sich in 12% Eiche, 38% Buche, 8% Fichte und 42% Kiefer. Die Folgen des Klimawandels sind im Dieburger Stadtwald deutlich sichtbar. Nach ca. 2 km erreichen wir das Jagdhaus im Wald.
Der weitere Weg führt uns durch den Zimmerner Wald bis ins Messeler Hügelland, vorbei am Messeler Friedhof und wir erreichen danach den alten Ortskern und das Fossilien- und Heimatmuseum Messel. Wir verlassen Messel in südliche Richtung und erreichen den Bahnhof Messel. Dem Radweg folgend kommen wir nach 2 km zum UNESCO Weltkulturerbe Grube Messel.
Wir queren die Landstraße Dieburg – Darmstadt und fahren im Wald weiter Richtung Roßdorf, biegen nach ca. 1 km im spitzen Winkel nach links ab und erreichen den Steinbruch. Es ist nicht ganz einfach, einen Blick in den tiefen Einschnitt des Steinbruchs zu erhaschen, zu dem der Zutritt verboten ist.
Vom Steinbruch ist es nicht mehr weit auf den Mainzer Berg (Höhe 227,3 m ü. NN), die sogenannte Moret mit dem Naturfreundehaus „Auf der Moret“. Unser Slogan ist „das Höchste in Dieburg“. Eine Einkehr im Naturfreundehaus auf der Moret (mittwochs und sonntags geöffnet) sollte nicht fehlen. www.naturfreunde-dieburg.de/naturfreundehaus_moret/gaststaette/
Nach gelungener Stärkung im Naturfreundehaus geht es recht steil bergab und immer geradeaus bis zum Freizeitzentrum Spießfeld. Über den Herrnweg fahren wir durch Dieburg-West bis zur Alten Bahntrasse, die Dieburg mit Groß-Zimmern verbindet und heute ein Fahrradweg ist.
Auf der Bahntrasse fahren wir nördlich über das Schulgebiet „Auf der Leer“ Richtung Innenstadt. Das Gebiet „Auf der Leer“ war ursprünglich Überschwemmungsgebiet und wurde in den 70er Jahren bebaut, was mehrere Hochwasser zur Folge hatte. Heute hat man für die Gersprenz oberhalb Dieburgs Überschwemmungsgebiete geschaffen. Weiter geht es über die Brücke am Landratsamt, wo sich früher eine Wasserburg befand, zu einem kleinen Park mit dem Museum Schloss Fechenbach.
Über den historischen Marktplatz biegen wir in die Zuckerstraße (Fußgängerzone) ein und erreichen den Fastnachtsbrunnen. Wir folgen der Fußgängerzone bis zu ihrem Ende und erreichen ein Stück weiter geradeaus das Gefängnis. Durch die Marienstraße vorbei an den historischen Gebäuden der Marienschule, dem Knaben- und dem Mädchenschulhaus gelangen wir zur Wendelinuskapelle mit ihrem goldverzierten Dach. Gleich links von der Wendelinuskapelle befindet sich das Kapuzinerkloster und der historische Klostergarten.
Durch die einzige Dieburger Fahrradstraße geht es zum Dieburger Bahnhof und der Hessischen Ludwigsbahn. Der Belag dieses Teils der Fahrradstraße besteht aus sehr fahrradunfreundlichem Kopfsteinpflaster, die letzte originale Kopfsteinpflasterstraße in Dieburg.
Die Highlights:
Jüdischer Friedhof
Rund 1000 Grabsteine stehen heute noch auf dem einen Hektar großen Gelände, das man links vom Eingangsportal bei einem Blick über die Mauer sehen kann. Seit dem 16. Jahrhundert wurde an diesem „guten Ort“ bestattet.
Der Friedhof diente als Zentralfriedhof für 23 Gemeinden. Die ältesten Grabsteine stammen aus dem 18. Jahrhundert. Die Grabsteine des 19. Jahrhunderts zeigen neben den hebräischen bereits deutsche Inschriften. Im neuen Teil des Friedhofs liegen Gräber der zwanziger und dreißiger Jahre aus poliertem Granit und Marmor. 1933 zählte die jüdische Gemeinde Dieburgs 159 Mitglieder, die entweder zur Auswanderung gezwungen oder deportiert wurden.
Eine Besichtigung ist nur im Rahmen einer angemeldeten Gruppenführung möglich. Ansprechpartner im Rathaus ist das Kulturamt. (email: kultur@dieburg.de oder telefonisch: 06071 2002-208) Quelle: Homepage der Stadt Dieburg
Die alte Dieburger Tonwarenfabrik
Mit der Industrialisierung verlor der Standort mehr und mehr an Bedeutung. Um 1960 schloss in Dieburg die letzte Töpferei. An die „Dieburger Tonwaren“, liebevoll auch „DiTo“ genannt, erinnern sich noch manche ältere Einwohner*innen.
Die Dieburger Tonwarenfabrik wurde 1937/38 gegründet. Für ihre "kriegswichtigen Öfen" erhielt sie einen eigenen Bahnanschluss. Die Keramik-Dauerbrennöfen waren außen mit Tonziegeln aus eigener Produktion und innen mit Schamotte der Firma Blascheck in Eppertshausen ausgestattet. Später übernahm der Buderus-Konzern das Unternehmen und stellte Behälter und Tanks aus Kunststoff her.
Die Tonwarenfabrik war wichtiger Arbeitgeber und hatte eigene Werkswohnungen in der Nachbarschaft des Betriebs. 400 Menschen, die teils aus der Umgebung kamen, arbeiteten im Schichtbetrieb. Es gab eigene Werksmannschaften für Fußball und das Ringen.
1988 wurde das Werk geschlossen, das fast 90 000 Quadratmeter große Gelände von der Stadt übernommen. In dem aus Backsteinen gebauten Fabrikgebäude, das unter Denkmalschutz steht, wurde der städtische Bauhof eingerichtet – wofür inzwischen ein Neubau an einem anderen Standort angedacht ist. Quelle: https://www.echo-online.de/lokales/darmstadt-dieburg/dieburg/dieburg-und...
Das große Hörmes
Das große Hörmes ist 13,63 ha groß. Es erstreckt sich über 830 m in Ost-West und 380 m in Nord-Süd-Richtung. Im Norden grenzt es an den Hörmesgraben, einen Seitenbach der Gersprenz. Das Gebiet umfasst ausgedehnte Röhricht- und Seggenbestände, Feuchtwiesen und als Mähwiesen genutzte Bereiche. Diese bilden einen Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen. Als Pflanzenarten der Roten Liste wachsen Wollgras, Breitblättriges Knabenkraut, Prachtnelke und Bach-Nelkenwurz. Bekassine, Grauammer, Braunkehlchen, Wiesenpieper und Schafstelze brüten. Sogar der Eisvogel wurde im Großen Hörmes gesichtet. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_gro%C3%9Fe_H%C3%B6rmes_bei_Dieburg
Jagdhaus im Wald
Das Haus wurde 1924/25 vom persischen Generalkonsul Karl-Jakob Mayer erbaut. Er hatte die Jagd in Dieburg gepachtet und errichtete das Haus, damit sein Jagdaufseher Andreas Pertl im Revier wohnen konnte. Dadurch wurde die ursprüngliche Jagdhütte auf der Moret, dem Standort des heutigen Naturfreundehauses, frei. Sie wurde von den NaturFreunden 1925 übernommen.
Der jüdische Konsul Mayer wanderte 1933 aus. Die Stadt Dieburg bemächtigte sich des Hauses und brachte die NS-Organisation „Kraft durch Freude“ dort unter. Im Laufe der Jahre wechselte es mehrmals die Besitzer und Konzessionäre.
Seit 1973 bemüht sich die Familie von Hüls um die Sanierung und konnte den Abriss verhindern. Mittlerweile ist das Jagdhaus als Kulturdenkmal anerkannt.
Baugeschichtlich ist es nämlich eine „Fertigbaukonstruktion“ und steht im Zusammenhang mit der von Großherzog Ernst Ludwig geförderten Holzbauweise, die in einer Ausstellung auf der Darmstädter Mathildenhöhe dokumentiert ist. Die großbürgerliche Villenarchitektur der Jahrhundertwende wird in Miniatur abgebildet.
Im Jahrbuch 2014 beschreibt der Heimatverein Dieburg die Baugeschichte des Jagdhauses.
Quelle: Udo Raabe: Das Jagdhaus in der Forstgartenschneise, Jahrbuch 2014 des Heimatvereins Dieburg
Fossilien- und Heimatmuseum Messel
In einem sanierten Fachwerkhaus in der Langgasse treffen wir auf das kleine Museum. Hier wird mit Hilfe eines Dioramas der subtropische Urwaldsee im Gebiet der heutigen Grube Messel veranschaulicht. Unter den ausgestellten fossilen Insekten, Reptilien, Vögeln, Säugern und Pflanzen ist besonders auf das weltberühmte Messeler Urpferdchen hinzuweisen. Die Evolution wird durch Schaubilder verdeutlicht. Eine weitere Abteilung widmet sich der Geschichte des Ölschiefertagebaus vom 19. Jahrhundert bis zur Stilllegung des Mineralölwerkes. Quelle: https://www.messelmuseum.de/
UNESCO Weltkulturerbe Grube Messel
„Nicht auszudenken, was Messel, was Darmstadt-Dieburg, Hessen, Deutschland und der Welt verloren gegangen wäre, wäre man den einstigen Plänen gefolgt und hätte auf dem stillgelegten Ölschiefer-Tagebau eine Mülldeponie errichtet.“
Zum Glück hat man sich eines anderen besonnen und 1995 die Grube Messel zum ersten Weltnaturerbe gemacht. Denn hier wurde eine Vielzahl von Fossilien aus dem Eozän geborgen, die lebten, als die Gegend noch subtropischer Regenwald war (vor 48 Mill. Jahren). Aus allen Wirbeltiergroßgruppen wurden Exemplare freigelegt und präpariert, auch Insekten und Pflanzen. Eine Bürgerinitiative aus Messel, darunter NaturFreund Dr. Michel Höllwarth, konnte erreichen, dass die Pläne zur Einrichtung einer Mülldeponie gestoppt wurden.
Die Ausstellung im Besucherzentrum der Welterbestätte zeigt beeindruckende Funde, darunter das berühmte Urpferdchen, das Uräffchen Ida und das Fossil der Schlange, die eine Eidechse gefressen hat, die wiederum zuvor ein Insekt fraß. Von drei Aussichtspunkten aus hat man einen perfekten Überblick über die Grube. Sie ist 60 Meter tief und hat einen Durchmesser von 800 Metern. Aber auch eine Führung lohnt sich.
Öffnungszeiten: April bis Oktober: täglich 11-17 Uhr November bis März: Sa+So 11-17 Uhr Quellen: www.darmstadt-dieburg-entdecken.de/vielfalt/welterbe-grube-messel www.grube-messel.de www.unesco.de/.../fossillagerstaette-grube-messel
Steinbruch der Odenwälder Hartsteinindustrie
Im Steinbruch, unterhalb des Naturfreundehauses Auf der Moret, baut die Odenwälder Hartsteinindustrie (OHI) quarzarmen Granit (Syenit) ab und verarbeitet ihn zu Granulat für den Bahn- oder Straßenbau. Die Firma wirbt damit, dass es sinnvoll ist, den Rohstoff lokal zu gewinnen, anstatt ihn aus Skandinavien oder Frankreich zu importieren. Dennoch ist es ein großer Eingriff in die Natur.
Andererseits entwickelt sich die vom Menschen geschaffene Umgebung zum Refugium seltener Tierarten. Hier leben verschiedene Krötenarten, der Uhu und andere Beutevögel, Schwalbenkolonien sowie Schmetterlinge, die die Wildblumen zu schätzen wissen. Die Odenwälder Hartstein-Industrie GmbH mit Sitz in Hanau betreibt im südlichen Rhein-Main-Gebiet Steinbrüche. Sie gehört heute zur Holding der Mitteldeutschen Hartstein-Industrie. Ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 1898 zurück. 1910 waren in den Werken 500 Arbeiter beschäftigt, die knapp 460.000 Tonnen Gestein gewannen.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Odenw%C3%A4lder_Hartstein-Industrie und Dieburger Anzeiger, Donnerstag, 10.März 2022, Seite 4: „Rohstoff lokal zu gewinnen, ist ökologisch sinnvoll“.
Naturfreundehaus Auf der Moret
Es begann 1925 mit der Jagdhütte des persischen Generalkonsuls Mayer. Zunächst gab es nur die einfache Schutzhütte. Aber schon 1929/30 entstanden in Eigenarbeit eine Baracke und der Turm. Die Nazis verboten die NaturFreunde sofort nach der Machtergreifung 1933. Die Hütte wurde von der Hitlerjugend genutzt und weitgehend zerstört. Aber schnell nach 1945 genehmigten die Amerikaner den Neustart. 1960 wurde das erneut in Eigenarbeit errichtete Naturfreundehaus eingeweiht.
Durch viele Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten sehen wir heute unsere Moret in sehr gutem Zustand. Ehrenamtlich arbeitende Mitglieder und Freund*innen betreiben die Gaststätte mittwochs und sonntags. Das Wanderheim verfügt über einen Aufenthaltsraum, eine Selbstversorgerküche und 32 Betten in 8 Zimmern. Kinder- und Jugendgruppen nutzen das Haus in der Woche, am Wochenende feiern Bürger*innen hier ihre Feste.
Die NaturFreunde Dieburg feiern im Jahr 2025 ihr 100jähriges Bestehen. Aus ihrer Geschichte sind sie ein parteiunabhängiger, aber politischer Verein, der soziale Komponenten mit Kultur und Erhaltung der Natur verbindet. Dies findet seinen Niederschlag in der Begegnung von Menschen, der regelmäßigen Organisation von Wanderungen und Radtouren sowie der Durchführung kultureller Veranstaltungen und Ausflüge.
Freizeitzentrum Spießfeld
Das Naherholungsgebiet „Spießfeld“ mit Teich, Liegewiesen, Grillplätzen und Kiosk ist eine Einrichtung der Stadt Dieburg. Bevor der Teich künstlich angelegt wurde, schlängelte sich hier ein Bach und es blühten die prächtigsten Blumen.
Eine Grillstelle kann man für 40,-€ pro Tag bei der Stadtverwaltung mieten. Die Stadt möchte damit den Andrang zu dem beliebten Freizeitgelände steuern. Quelle: Homepage der Stadt Dieburg
Alte Bahntrasse
Die bewegte Geschichte des Bahnverkehrs in der Region Offenbach - Dieburg - Reinheim - Ober Roden - Dreieich ist im Jahrbuch 2019 des Heimatvereins nachzulesen. Karlheinz Braun informiert über Streckenabschnitte, die ab 1896 gebaut und teilweise wieder stillgelegt wurden. Im Zeichen der als dringend notwendig angesehenen Verkehrswende würde man eine solche Bahnverbindung wahrscheinlich nicht mehr stilllegen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rodgaubahn
Museum Schloss Fechenbach
Ursprünglich als barockes Schloss durch die Ulner errichtet, gestaltete die Adelsfamilie der von Fechenbachs das Gebäude 1860 im spätklassizistischen Stil um. Seit 1951 ist es Sitz des Stadtmuseums mit archäologischer und volkskundlicher Sammlung.
Das bedeutendste Stück ist das 1926 in Dieburg gefundene Kultbild des Gottes Mithras. Der geheimnisvolle, bis heute nicht entschlüsselte Kult war im - in Religionsangelegenheiten toleranten - römischen Reich weit verbreitet. Erst mit dem Absolutheitsanspruch des Christentums (Staatsreligion ab 391) verliert sich die Verehrung des Mithras.
Quelle: http://www.museum-schloss-fechenbach.de/
Fastnachtsbrunnen
Urheber des 1988 eingeweihten Brunnens ist der Aachener Bildhauer Bonifatius Stirnberg. Auf dem Sockel des Bauwerks sind Dieburger Fastnachtsgruppen zu sehen. Die Figuren können mit Hilfe von Scharniergelenken bewegt werden und manche speien Wasser, was bei Kindern sehr beliebt ist. Bei den Figuren handelt es sich um die für die Fastnacht wichtigen „Gänsercher“ sowie die in allen Fastnachts-Sitzungen auftretenden "Gunkes und sei Bawwett. Dieburg ist eine Fastnachtshochburg und hat mit dem KVD den mitgliederstärsten Karnevalverein Deutschlands. Quelle: www.online-destination.de/deutschland/odenwald/vorderer-odenwald/dieburg...
Gefängnis
Das Gefängnis liegt gegenüber der Gnadenkapelle, einer berühmten Wallfahrtskirche mit über 1000jähriger Geschichte, auch heute noch der Mittelpunkt der Dieburger Wallfahrt.
Das derzeitige Verwaltungsgebäude der JVA wurde in früheren Jahrhunderten vom Orden der Kapuziner genutzt. Seit 1822 dient es als Gefängnis. Die wirtschaftlichen Verhältnisse dieser Zeit führten immer mehr dazu, dass Menschen durch Stehlen oder Betteln zu überleben versuchten, obdachlos wurden oder dem Alkohol zum Opfer fielen. Alles Gründe für ihre Festsetzung in einem Gefängnis, "mit dem Ziel der Besserung". 1892 wurde gar eine Erweiterung nötig. Das „Arbeitshaus“ war bis 1931 in Betrieb und wurde vom Reichsarbeitsdienst übernommen.
1937/38 hat man es für 500 Gefangene ausgebaut und als Gefangenenlager Rodgau-Dieburg genutzt. Die Gefangenen verrichteten unter anderem in der Rüstungsindustrie, beim Bau der Reichsbahn oder des Abwassersystems in Frankfurt Zwangsarbeit. 1940 - 1942 war die Gefängnisleitung in Dieburg für 2600 Männer und eine unbekannte Zahl von Frauen zuständig, die in der Rüstungsindustrie arbeiten mussten. Darunter war, unter weiteren Widerstands- kämpfern aus dem Ausland, auch Fritz Erler.
Die Geschichte der "Kriminellen", die belanglose Diebstähle o.ä. begingen, einfach, um sich am Leben zu halten, und dafür von den Nazis in Lager gesperrt wurden, ist eine eigene Recherche wert. Nach der Befreiung durch die Amerikaner wurde das Gefängnis Justizvollzugsanstalt, hielt aber neueren Ansprüchen an den Strafvollzug nicht stand. 1962 erfolgte der Umbau mit neuen Zellen, einem Gefangenenbad, einer Sportanlage, einem Mehrzweckraum, einer Bibliothek und einem Krankenrevier. Quelle: https://justizvollzug.hessen.de/justizvollzug/jva-dieburg/geschichte
Kapuzinerkloster und Klostergarten
Die Kirche und das Oratorium (1862) sind wie das übrige Kapuzinerkloster ohne Schmuckelement, streng nach den Regeln des von ihnen verehrten Franz von Assisi gebaut. Seitdem sich die Mönche 2012 mangels nachfolgenden Interessenten für das Leben als Mönch aus Dieburg verabschiedeten, gestaltet eine Gruppe Freiwilliger aus dem Odenwaldklub auf Initiative ihres 2021 verstorbenen Vorsitzenden Franz Zoth den Garten nach franziskanischen Prinzipien. Der Franziskusgarten wurde nach dem berühmten Sonnengesang des "heiligen Franziskus" geformt. Gepriesen werden in zehn Strophen die Schöpfung und dabei auch die Elemente, wie die Erde, das Feuer, das Wasser und die Luft. Quelle: www.echo-online.de/lokales/darmstadt-dieburg/dieburg/einblicke-in-den-eh...
Dieburger Bahnhof mit Hessischer Ludwigsbahn
Die Hessische Ludwigsbahn, heute HLB RB 75, von Aschaffenburg über Mainz nach Wiesbaden wurde 1858 eingeweiht. Entlang der Strecke gab es während der Bauzeit verschiedenen Widerstand. In Sickenhofen z.B. gibt es keinen Bahnhof, weil die Menschen das Scheuen ihrer Bullen auf der Weide fürchteten. Und Fuhrleute versuchten den Bau zu verhindern, weil sie um ihre Existenz fürchteten. Der Bahnhof in Dieburg wurde 1861 eingeweiht.
Ab Oktober 2000 wurde das desolate Bahnhofs-Umfeld umgestaltet. Die Bahnsteige wurden für barrierefreien Zugang angehoben. Mit dem 100. Geburtstag der Dreieichbahn war die Umgestaltung 2005 abgeschlossen. Quellen: https://hessische-ludwigsbahn.de/?page_id=142 und https://de.wikipedia.org/wiki/Hessische_Ludwigsbahn
Fotos: Manfred Ertl und Peter Baumann, NaturFreunde Dieburg; Foto Versteinerung: Marianne Friemelt, NaturFreunde Frankfurt