Der Waldmeisterweg liegt im Bereich der Gemeinde Bad Emstal in Nordhessen.Er zeigt zwei Lebensraumtypen des 327,43 ha großen FFH-Gebiets „Gudensberger Basaltkuppen und Wald am Falkenstein“. Weiterhin berührt er Ausgleichsmaßnahmen, die von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem NABU durchgeführt wurden. Höchster Punkt ist die Falkensteinruine, deren letzte Burgherren die namensgebenden „Hunde vom Falkenstein“ waren.
Kurslänge Rundweg: 7,4 km Schwierigkeit: Mittel
Startpunkt Wanderparkplatz „Steinbrüche"
Der Natura Trail liegt in der Verantwortung der NaturFreunde Bad Emstal und wurde konzipiert von Thomas Gurtmann. Er wurde in Kooperation mit dem Naturpark Habichtswald entwickelt und ist gleichzeitig Naturpark-Rundweg.
Natura Trail als Schülerleistung
Das Außergewöhnliche am Waldmeisterweg ist, dass er von zehn Schülerinnen und Schülern der Klassen 7 bis 10 der Christine-Brückner-Schule in Bad Emstal-Sand im Rahmen einer AG geplant wurde. Dies alles geschah unter der fachkundigen Leitung von Thomas Gurtmann, Lehrer, Förster und Naturfreund. Die AG setzte sich auseinander mit Routenführung und der inhaltlichen und bildlichen Gestaltung des Flyers.
Waldmeister-Buchenwald
Buchenwälder sind die meist verbreiteten Waldtypen in Deutschland. Am Beispiel der für Hessen so „normalen“ Buchenwälder zeigt sich auch der Sinn des europäischen Natura 2000-Schutzprogramms: In Ländern wie Portugal oder Lettland sind diese Buchenwälder weit von „normal“ entfernt – hier gibt es sie nicht.
Den Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) findet man häufig in Gebieten mit basenreichem Untergrund aus Kalk, Diabas oder, wie hier, Basalt. Die mit mindestens 40 Prozent vorkommende Baumart ist die Rotbuche. Esche, Bergahorn, Eiche und Hainbuche sind weitere Baumarten, die hier zu finden sind. Durch forstliche Maßnahmen wie die Entnahme von Nadelhölzern wird der hohe Laubholzanteil langfristig gesichert.
Auf den Böden dieses Standorttyps gibt es eine artenreiche Vielfalt an Pflanzenarten wie Waldmeister, Wald-Bingel-Kraut, Waldgerste, Goldnessel, Zwiebel-Zahnwurz, Sternmiere und Leberblümchen.
Zum Waldmeister-Buchenwald gehört auch ein großer Anteil von Alt- und Totholz. Dieser bietet natürlichen Lebensraum für viele Pilze und Tiere, insbesondere Insekten und deren Larven. Davon profitieren Vogelarten wie Schwarzspecht, Kleiber, Waldlaubsänger und Hohltaube.
Schlucht- und Hangmischwald
Charakteristisch für Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion) sind flachgründige, nährstoffreiche Böden. Sie sind geprägt durch die fortlaufende Erosion des Ausgangsgesteins durch Frost, Wasser und Wurzelsprengung. Im oberen Bereich und an den Hängen ist der Boden starker Erosion durch Abschwemmung ausgesetzt, so dass hier der Basalt oft bis an die Oberfläche ansteht. Am Unterhang sammeln sich der erodierte Boden und abgesprengte Gesteinsbrocken. Die hier wachsenden Arten müssen also diesen Abtrag am Oberhang und die teilweise Überschüttung am Unterhang ertragen. Hier ist die Buche anderen Baumarten unterlegen, so dass für diesen Lebensraumtyp Sommerlinde, Bergulme, Bergahorn, Spitzahorn, Vogelkirsche und Esche, forstlich die sogenannten Edellaubholzarten, prägend sind.
Bei den Standorten am Falkenstein handelt es sich um frische bis trocken-warme „Sommerlinden-Bergulmen-Blockschuttwälder“. Das Ulmensterben der letzten 20 Jahre hat auch hier seinen Tribut gefordert – alte, trockene und umgestürzte Ulmenstämme zeugen von der einst dominant vertretenen Baumart. Aufgrund ihrer hohen Vermehrungsrate ist die Ulme jedoch immer noch mit vielen jungen Exemplaren vertreten.
Die Schlucht- und Hangmischwald-Typen sind grundsätzlich schutzwürdig. Im Landkreis Kassel kommen sie in guter Ausprägung vor. Gefährdungen für diesen Lebensraumtyp gehen vor allem von zu hohen Rehwildbeständen aus.
Durch den selektiven Verbiss des Rehwildes wird die Ausbreitung der Edellaubhölzer erschwert. Weiter können ungeeignete, auch fehlende forstliche Maßnahmen, dazu führen, dass zu viele alte Bäume die Verjüngung verhindern.
Durch eine zu starke Entnahme von Bäumen der Oberschicht wird ein zu gleichmäßiges Nachwachsen der Naturverjüngung gefördert. Als weitere, zu vermeidende Gefährdungen, gelten Wegebau, Stoffeinträge durch Luftverschmutzung, die einseitige Förderung einer Baumart sowie die Aufforstung mit Nadelhölzern.
Einige typische Pflanzen dieses Lebensraumtyps sind Hohler Lärchensporn, Eisenhut, Breitblättrige Glockenblume und Mondviole (Silberblatt). Typische Tierarten sind Feuersalamander, Ulmen-Zipfelfalter, der Schaufelläufer – ein fleischfressender Käfer – sowie der Kleine Ahornbock als holzfressender Käfer.
Die Falkensteinruine
Obwohl die Burg am Falkenstein wesentlich älter ist als die NaturFreunde-Ortsgruppe Bad Emstal, haben beide doch eine bemerkenswerte gemeinsame Geschichte. Erstmals erwähnt 1346, wurde die Burg im 30-jährigen Krieg zerstört und fiel 1679 nach dem Tod des letzten kinderlosen Burgherrn (von Hund), an den Landgrafen in Kassel zurück.
In der Folge wurden Überreste der Burg in den umliegenden Ortschaften als Baumaterial weiterverwendet, so dass in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts nur noch spärliche Reste der Ruine zu sehen waren.
Ab 1976 restaurierten NaturFreunde und Bad Emstaler Bürger mit Unterstützung des Landes Hessen und der Gemeinde in mehr als 1000 Arbeitsstunden die Ruine. Zur Eröffnung führte die Theatergruppe der NaturFreunde das Stück „Die Hunde vom Falkenstein“ auf. Der Inhalt des Theaterstücks ist auf zwei Tafeln entlang des Natura Trails nach zu lesen.
Ausgleichsmaßnahmen
Grundlage für „Eingriffs-Ausgleichs-Regelungen“ ist ein gesetzlich verankertes Verschlechterungsverbot für Natur und Landschaft. Die Idee dahinter ist, dass bei unvermeidbaren Verschlechterungen durch eine Baumaßnahme eine Aufwertung von Natur und Landschaft an anderer Stelle erfolgt.
Entlang des Natura Trails finden wir vier Flächen, mit denen die Anlage des Windparks und des Gewerbegebiets in der Gemeinde ausgeglichen wurden. Das sind 5 ha, auf denen keine intensive Landwirtschaft mehr stattfindet, insgesamt 10 Feuchtbiotope mit offener Wasserfläche und weitere ca. 2500 m² mit ständiger Überflutung. Dazu sind auf 9000 m² Heckenstreifen entstanden, die Nahrung und Unterschlupf für eine Vielzahl an Vögeln, Kleinsäugern, Insekten und Spinnen bieten.
Um die Flächen frei zu halten, werden sie extensiv von Rindern beweidet. Dadurch hat sich die Artenvielfalt sowohl der Pflanzen als auch der Tiere und Pilze vervielfacht.
So findet sich hier eine sehr hohe Dichte von verschiedenen Heuschrecken, die ihre Gegenwart an Sommertagen durch ihr lautes und abwechslungsreiches Konzert verraten. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge finden an vielen verschiedenen Blüten Nahrung oder werden auch Nahrung für Vögel, Spinnen oder Insekten. Durch die Anlage von zehn Baumgruppen aus „Jungen Riesen“, Ableger von Naturdenkmälern im Landkreis Kassel (Eichen und Linden), entstehen auf der größten Wiesenfläche weitere Hotspots der Artenvielfalt.