Dieser von den NaturFreunden Bad Vilbel ausgewiesene Natura Trail ist ein Streckenweg in der Nähe von Frankfurt am Main. Er führt in das Flora-Habitat-Gebiet „Berger Warte“ und das Vogelschutzgebiet "Wetterau"“. Konzipiert wurde er von den Andrea Halling, Klaus Schermelleh und Rainer Gilbert.
Kurslänge: 14,5 Km, Schwierigkeit: mittel, Auf- Abstieg: 90 m / 84 m
Startpunkt: Bahnhof Bad Vilbel-Süd, ÖPNV: RMV S6
Endpunkt:Bahnhof Bad Vilbel-Gronau, ÖPNV: RB 34
Es empfiehlt sich, diesen Weg mit der bei den NaturFreunden erhältlichen Broschüre zu laufen.
Die Umgebung
Bad Vilbel liegt etwa 8 km nördlich von Frankfurt und ist die südlichste Stadt der Wetterau, einer für ihre fruchtbaren Böden bekannten Region zwischen Taunus und Vogelsberg. Überregional bekannt ist die ca. 33.500 Einwohner zählende Stadt für ihre zahlreichen Mineralquellen. Der Natura Trail verbindet zwei im Ballungsgebiet Rhein-Main liegende Natura 2000-Gebiete. Vom FFH-Gebiet „Berger Warte“, gelegen auf dem zu Frankfurt gehörenden Berger Rücken, führt der Weg durch für die Region typische Landschaften in den südlichen Teil des Vogelschutzgebietes „Wetterau“ nördlich der Nidda. Der Bad Vilbel prägende Fluss entspringt im Vogelsberg und mündet nach etwa 90 km in den Main.
Der ehemalige Schießplatz
Die 6,8 ha große Fläche ist die größte Lichtung im Vilbeler Wald. Seit 1937 wurde das gerodete Gebiet zunächst von der deutschen Wehrmacht und nach dem Krieg vom US-amerikanischen Militär als Schießanlage genutzt. 1994 wurde die Fläche an die Stadt Bad Vilbel zurückgegeben und von 2001 bis 2004 saniert.
Ziel war die Sicherung der entstandenen Magerrasen- und Sumpfzonen sowie Erhalt und Ausbau von Amphibiengewässern. Auf den Feuchtbiotopen und Trockenflächen hat sich nach inzwischen 80 Jahren ohne Düngung und Bewirtschaftung eine reiche Pflanzen- und Tierwelt entwickelt.
Hier kann man z.B. Echtes Tausendgüldenkraut, Kleines Tausendgüldenkraut, Karthäusernelke, Seekanne und Wasserschlauch finden. Die Insektenwelt ist u.a. durch die Blauflügelige Ödlandschrecke, Bläuling, Distelfalter und Schwalbenschwanz sowie Libellenarten wie Blaupfeil und Plattbauch vertreten. Fünf der sieben in Hessen vorkommenden Spechtarten sind auf dem Schießplatz beobachtet worden.
FFH-Gebiet „Berger Warte“
Am Nordhang des Berger Rückens erstreckt sich das Gebiet von der Berger Warte aus am Rand des Vilbeler Waldes entlang. 2004 hat das Land Hessen das 29 ha große Areal als FFH-Gebiet der EU gemeldet. Ziel ist es, den Offenlandcharakter von naturnahen Kalk-Trockenrasenflächen und mageren Flachland-Mähwiesen, den beiden hier vorkommenden Lebensraumtypen, zu erhalten. Um einer Verbuschung entgegenzuwirken, erfolgt regelmäßige Mahd und Schafbeweidung. Man findet hier schützenswerte Tiere wie Zauneidechse, Grasfrosch, Weinbergschnecke, Pirol, Nachtigall und Neuntöter. Ein besonders attraktiver Teil ist der „Orchideen-Hang“. Hier wachsen Orchideenarten wie Helm-Knabenkraut, Mücken-Händelwurz und Großes Zweiblatt. Feld-Mannstreu und Dornige Hauhechel erfreuen das Auge. Auf den anschließenden Wiesen kann man im Frühjahr ein Meer von Schlüsselblumen bewundern und im Frühherbst breiten sich lila Teppiche von Herbstzeitlosen aus. So schön die Herbstzeitlose aussieht, sie ist eine Giftpflanze und kann bei zu großer Bestandsdichte zum Problem für Weidetiere und auch bei der Heu- und Silagenutzung werden. Im Einzelfall müssen deshalb in Schutzgebieten Maßnahmen gegen ihre Verbreitung ergriffen werden.
Der „Weg der Tiefe“
Dieser verbindet Bad Vilbel mit der „Hohen Straße“. Das 23 Meter lange, aus sechs Cortenstahlplatten bestehende Objekt stellt die letzten 450 Millionen Jahre der Erdgeschichte dar. „Weg der Tiefe“ deshalb, weil hiermit die geologischen Verhältnisse Bad Vilbels verdeutlicht werden sollen. Die verschieden alten Gesteinsschichten wurden durch Verwerfungen gegeneinander versetzt, weshalb Bad Vilbel durch eine Vielzahl von örtlichen Mineralwasserquellen gekennzeichnet ist. Beeindruckend ist die Gravur auf der letzten Stele, die zeigt, welch relativ kurze Zeit der Mensch erst auf der Welt ist.
Streuobstwiesen
Der südlich und südöstlich des Vilbeler Waldes gelegene Bereich ist vermutlich das größte zusammenhängende Streuobstwiesen-Gebiet in der Wetterau. Streuobstwiesen sind – besonders im Frühling – eine Pracht für das Auge. Für die Umwelt wichtiger sind aber die ökologischen Funktionen: Bodenschutz, Klimamilderung, Frischluftschneisen, Luftfilter und Rückzugsgebiete für Pflanzen- und Tierarten. Gartenrotschwanz, Spechte, Steinkauz und verschiedene Greifvogelarten sind hier zu Hause. Die Krautschicht der Wiesen besteht u.a. aus Wiesen-Labkraut, Pastinak, Wiesen-Glockenblume und Wiesen-Bocksbart, eine wertvolle „Weide“ für die verschiedensten Insektenarten. Dies setzt allerdings eine konsequente Pflege bezüglich des Wiesen- und Baumschnitts voraus.
Vogelschutzgebiet „Wetterau“
Von der Brücke in Gronau hat man einen schönen Blick auf die renaturierte Nidda und die Niddermündung. So gelangt man in ein Teilgebiet des 10.690 ha großen Vogelschutzgebietes „Wetterau“. In dieser für die Wetterau typischen Landschaft wechseln sich Wiesen, landwirtschaftlich genutzte Felder, Streuobstwiesen und Feldgehölze ab. Graugans, Reiher, Storch, Bussard und Falke sind hier oft anzutreffen.
Die Gerty-Strohm-Stiftung hält auf der Domäne Gronauer Hof eine Hereford-Rinderherde, die als Weideprojekt für den Landschaftsschutz zur Offenhaltung der Landschaft eingesetzt wird. Diese genügsamen Tiere können ganzjährig im Freiland leben.
Eine Maßnahme im Vogelschutzgebiet ist der Schutz der für dieses Gebiet typischen Bodenbrüter, wie z.B. des streng geschützten Kiebitzes. Etwa vier bis fünf Paare des Charaktervogels für offene Grünlandgebiete brüten in dem Gebiet. Er bevorzugt feuchte, extensive Wiesen und Weiden. Da die Fläche dieser Areale rückläufig ist, besiedelt er aber auch verstärkt Ackerland. Entlang des bewirtschafteten Grünlandes an der Nidda
wurden Ackerstreifen stillgelegt, die nur einmal jährlich gemäht werden, um als Brutplätze erhalten zu bleiben.
Am sogenannten Nidda-Knie kann man einen Blick auf die vorbildliche Nidda-Renaturierung werfen. Schon nach kurzer Zeit hat sich hier der naturnahe Lebensraum zurückentwickelt. Viele Fischarten und sogar Eisvogel, Bieber und die Europäische Sumpfschildkröte sind dort wieder heimisch geworden. Neben dem Niddaradweg wurde ein wechselfeuchter
Flachwasserteich angelegt, der Laubfrosch und Wechselkröte als Laichplatz dient. Vom Rastplatz Vogelnest kann man das Treiben dort gut beobachten.