Dieser von den NaturFreunden Einhausen mit Unterstützung der Gemeinde Einhausen ausgewiesene Natura Trail ist ein Rundweg und zeigt die charakteristische Riedlandschaft zwischen Rhein und Bergstraße. Er führt in das Vogelschutzgebiet „Wälder der südlichen hessischen Oberrheinebene“. Konzipiert wurde er von dem Einhausener NaturFreund Kurt Müller.
Kurslänge: 11,6 Km; Schwierigkeit: leicht; Auf- und Abstieg: 7 m.
Startpunkt: Bibliser Straße, 64683 Einhausen
Es empfiehlt sich, diesen Weg mit der im Rathaus und bei den NaturFreunden erhältlichen Broschüre zu laufen.
ACHTUNG! WICHTIGE INFORMATION ZUM NATURATRAIL EINHAUSEN
Die Brücke über die Weschnitz am westlichsten Punkt des Natura Trails ist derzeit gesperrt, und das auf zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbare Zeit.
www.biblis.eu/gv_biblis/Aktuelles/Amtliche Bekanntmachungen/Heldenbrücke gesperrt
Wir empfehlen, für den nördlichen Teil den Original-Trail zu nutzen, bis man die Weschnitz erreicht, dann auf dem Deich zurück nach Einhausen bis zur ersten Weschnitzbrücke.
Für die südliche Schleife empfehlen wir, auf dem Damm wieder zurück in Richtung Biblis zu laufen, bis man an die gesperrte Brücke kommt. Anschließend kann man wieder den Original-Trail nutzen.
Damit entstehen eine kleine und eine große Runde.
Der komplette alternative Weg ist ca. 2,7 km länger als der ursprüngliche Original-Trail.
Die Umgebung
Einhausen liegt im südhessischen Ried zwischen Rhein und Bergstraße. Im milden Klima der nordöstlichen Oberrheinischen Tiefebene gedeihen besonders Spargel und Gemüsekulturen, früher auch Tabak. Das wechselnde Landschaftsbild von Ackerhainen, Wiesenstreifen, Laubwäldern, Kieferforsten und schilfbewachsenen Flächen in alten Flusszonen prägen das Umfeld dieses Natura Trails.
Der Mernzelberg
Gegen Ende der letzten Kaltzeit vor ca. 10.000 Jahren entstand durch stetige Südwest-Stürme ein riesiger Dünenzug, der sich auf einer Länge von ca.130 km in der Oberrheinebene von Rastatt bis nach Mainz erstreckt. Kalkhaltige Sande wurden aus den Schotterbetten des Rheins und des Alt-Neckars ausgeblasen und lagerten sich auf dem damals Tundra ähnlichen, baumfreien Gebiet ab. Eine dieser Dünen ist der Mernzelberg, heute dicht bewaldet und ein Vogelparadies. Den Dünencharakter erkennt man an den sandigen Wegen.
Die Benjeshecken und Streuobstwiesen
Anfang der 1980er-Jahre beschrieb Helmut Benjes ein Verfahren zum Anlegen von Feldhecken. Initial wird hauptsächlich dünnerer Gehölzschnitt fächerförmig in einer Schräglage von etwa 45 Grad nach oben und zur Seite lose aufgeschichtet. In diesem Gehölzraum entsteht ein Kleinklima durch Samenanflug und Vogelkot, in dem nach zwei bis drei Jahren die ersten unterschiedlichen Strauchaustriebe zu erkennen sind. Benjeshecken sind durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützte Biotope. Zur Biotopvernetzung von Lebensräumen mit Feldhecken in gehölzfreien Zonen haben die NaturFreunde Einhausen ab 1996 drei Benjeshecken mit einer Länge von je 220 m angelegt. Zwei Benjeshecken wurden westlich in einer bestehenden Streuobstanlage der Gemeinde angelegt. Bei der dritten Hecke haben die NaturFreunde die Bäume selbst gepflanzt. Es wurden nur alte, heimische Sorten ausgewählt, davon ca. 30 Prozent Wildobst. Inzwischen haben sich mehr als 70 Wildkräuter, davon 13 Arzneipflanzen angesiedelt. 45 unterschiedliche Vogelarten konnten beobachtet werden. Die Natur hat den neuen Lebensraum angenommen. Aufgrund der jeweiligen Windverhältnisse haben sich die Hecken unterschiedlich entwickelt.
Die Weschnitz
Die 56 km lange Weschnitz entspringt bei Hammelbach im Odenwald östlich des 536 Meter hohen Wagenbergs und mündet westlich von Biblis-Wattenheim in den Rhein. In dem bewanderten Gebiet breitete sie sich früher mäanderartig aus; seit dem 17. Jahrhundert fließt sie in einem begradigten Flussbett. Jedoch erfolgten seit 2006 im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im Bereich von Einhausen vier Renaturierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Gewässergüte und -struktur.
Das Bruch
Das Bruch war einst eine Rheinschlinge. In den verlandeten alten Flussläufen, die ca. zwei bis drei Meter tiefer als ihre Umgebung liegen, findet man heute eine Bruchlandschaft, in der sich feuchte und saure Wiesen mit Bruch-, Sumpf- und Auwäldern abwechseln. Auf alten Karten oder Luftbildern ist die Form der Rhein-Altarme noch gut zu erkennen. Angesiedelt haben sich hier Rohrglanzgras, Weidenaster, in der Krautschicht Sumpfvergissmeinnicht, Wasserschwertlilie, gelbe Wiesenraute, Sumpfrispengras, roter Ampfer, Sumpfkreuzkraut, kleinblütige Aster und Wasserkresse. Mittlerweile sind auch Knoblauchkröte und Kreuzkröte sowie mehr als 23 Vogelarten wie Kiebitz, Krickente, der Rot- und der Schwarzmilan hier zu Hause. Viele Zugvögel nutzen das Bruch als Rastplatz. Der Kernbereich mit den Bruch-, Sumpf- und Auwäldern ist ein durch das Bundesnaturschutzgesetz geschütztes Biotop. Gleichwohl hat das Bruch als Ganzes aktuell keinen Schutzgebietsstatus. Eine Unterschutzstellung nach Natura 2000 sollte zu gegebener Zeit erfolgen.
Das Natura 2000-Gebiet
Der hauptsächlich aus Kiefern, Eichen und Buchen bestehende Mischwald im Süden des Trails liegt im 5509,6 ha großen Vogelschutzgebiet „Wälder der südlichen hessischen Oberrheinebene“ und ist damit Teil des EU-weiten Netzwerkes von Natura 2000-Schutzgebieten. Um die Brut seltener Vögel wie u.a. Neuntöter, Rotmilan und Schwarzspecht nicht zu stören, sollte man nur auf den Wegen laufen und Hunde anleinen.
Arten der Flora und Fauna
Das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria), beheimatet auf nährstoffreichen Feucht- und Nasswiesen. Die Stängelsind rötlich überlaufen, die Laubblätter sind dunkelgrün gefiedert und stark geadert sowie an der Unterseite weiß beflaumt. Die Blütezeit geht von Juni bis Juli. Die Blüten verströmen insbesondere abends einen intensiven, honig- bis mandelartigen Duft.
Die besonders geschützte Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum), Blume des Jahres 1989, zählte zur Standardausstattung vieler Klostergärten. Alle Pflanzenteileenthalten seifige Bestandteile, welche die Mönche und Nonnen flüssig gegen Muskelschmerzen oder Rheuma auftrugen. Ihre Blütezeit reicht von Juni bis September.
Der grau bis gelblich-grün gefärbte Feld-Mannstreu (Eryngium campestre) ist ein in Mitteleuropa vorkommender Doldenblütler. Die mehrjährige krautige Pflanze siedelt zerstreut in sonnigen Kalk-Magerrasen sowie an Wegrainen und Dämmen. Blütezeit ist Juli und August. Die Krone ist weiß oder graugrün gefärbt. Die vielen Dornen schützen die Pflanze vor Fraßschäden durch Weidetiere.
Man findet die streng geschützte Kreuzkröte (Epidalea calamita) in warmen, offenen Lebensräumen in Gebieten mit lockeren und sandigen Böden. Sie braucht vegetationsarme Biotope mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten als Landlebensraum sowie kaum bewachsene Flachgewässer als Laichplätze. Ihre Größe beträgt 4-7 cm bei den Männchen und 5-8 cm bei den Weibchen.
Der Kiebitz (Vanellus vanellus) aus der Gattung der Regenpfeifer, Vogel des Jahres 1996, zählt zu den stark gefährdeten Vogelarten. Das Gefieder ist auf der Bauchseite weiß, am Rücken schwarz. Sein auffallendstes Merkmal ist das dunkel gefärbte Gesicht mit einem spitz zulaufenden langen Federschopf am Hinterkopf. Er ernährt sich hauptsächlich von im Boden lebenden Insekten, deren Larven und von Regenwürmern. Weitere Infos beim örtlichen Vogelverein www.vle-einhausen.de