Dieser von den NaturFreunden Hessen in Kooperation mit dem Naturpark Taunus und dem NABU Hochtaunus ausgewiesene Natura Trail ist ein Rundwanderweg im Hohen Taunus.
Konzipiert wurde er von Dr. Sybille Winkelhaus und Michael Mohr.
Kurslänge: 16,8 Km; Schwierigkeit: mittel; Höhendifferenz: 194 m.
Startpunkt: Parkplatz Winterstein bei Ober-Mörlen
Es empfiehlt sich, diesen Weg mit dem auf dieser Seite zum Download bereitgestellten Flyer zu laufen, da er nicht durchgängig markiert ist. Der Flyer enthält eine detaillierte Wegbeschreibung.
Der Taunus am Winterstein
Der Natura Trail verläuft auf dem Taunuskamm an der Grenze zur Wetterau. Der Taunus ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges, seine geologische Entstehung reicht bis in das Zeitalter des Devons zurück, 400 Millionen Jahre vor unserer Zeit. In der Region siedelten die Kelten und erstellten Höhenfestungen am Altkönig und am Hausberg. Auch Hügelgräber dieser Zeit zeugen von der Besiedelung. Später folgten die Römer und bauten den Grenzwall Limes, integrierten so die fruchtbaren Böden der Wetterau als Kornkammer in das römische Reich. Hügelgräber, Limes, ein Wachturm und ein römisches Kastell sind historische Zeugnisse, die wir auf unserer Wanderung sehen.
Doch unser im Naturpark Taunus gelegene Weg bietet auch eine ausgezeichnete Gelegenheit, schützenswerte Natur in zwei Natura 2000-Gebieten zu erleben. Wir durchstreifen ein Refugium für Amphibien auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz „Eichkopf“ und lernen den „Haubergsgrund“ mit seinen Wiesen und Auenwäldern kennen.
Eichkopf bei Obermörlen
Das 59,44 ha große FFH-Gebiet zeichnet sich aus durch offene, großflächige, magere Grünlandbereiche mit zahlreichen Gebüschen und vielfältigen Tümpeln sowie den kleineren, namensgebenden, mit Eichen bewaldeten „Köpfen“.
Die bis 2006 andauernde Nutzung als Truppenübungsplatz führte zu der heutigen Ausprägung des Gebietes. Durch Panzerfahrten entstanden die zahlreichen flachen kleinen Tümpel, schützenswerte Lebensräume für Amphibien wie die beiden FFH-Arten Kammmolch und Gelbbauchunke. Als weitere Arten findet man den Europäischen Laubfrosch, die Zauneidechse, die Kreuz- und Geburtshelferkröte sowie Tagfalter und Heuschrecken. Die Vogelwelt ist mit gefährdeten Arten wie dem Wendehals, der Turteltaube und dem Steinschmätzer vertreten.
Ursprünglich in Bach- und Flussauen zuhause, sind die Unken aufgrund deren zunehmender Trockenlegung heute vermehrt auf von Menschen geschaffene Kleingewässer angewiesen. Die Wärme liebend, suchen sie sich gut besonnte vegetationsarme Gewässer ohne Fressfeinde oder konkurrierende Arten. Der Kammmolch dagegen bevorzugt Tümpel mit ausgeprägtem Ufer- und Unterwasserbewuchs, ebenfalls gut besonnt. Die Einstellung der militärischen Nutzung führte in den Flächen zu Sukzession, der Rückkehr der für diesen Standort typischen Pflanzen- und Tiergesellschaften und hat eine mehr oder weniger starke Verbuschung zur Folge. Die daraus entstehende Beschattung der Tümpel macht diese als Laichplätze für beide Amphibienarten ungeeignet. Weitere Bedrohungen sind die Verlandung der Tümpel und illegal betriebener Motorsport, da dabei oft Tümpel durchfahren werden.
Um die Tümpel als Lebensräume von Kammmolch und Gelbbauchunke zu erhalten, sind Eingriffe des Menschen notwendig. So ist ein Ziel die Offenhaltung der Landschaft; es erfolgt regelmäßiges Mulchen (die Bedeckung des Bodens mit unverrotteten organischen Materialien), um der Verbuschung vorzubeugen. Weiterhin werden regelmäßig neue Tümpel geschaffen und die bestehenden vertieft, um Sukzession und Verlandung entgegenzuwirken.
Haubergsgrund bei Pfaffenwiesbach
Das FFH-Gebiet besteht aus zwei Teilen, die sich südlich bzw. südöstlich des Ortes Wehrheim-Pfaffenwiesbach erstrecken, und umfasst insgesamt eine Fläche von rund 40 ha. Dieser Bereich ist eine sehr alte Kulturlandschaft. Hügelgräber aus der späten Bronzezeit beweisen, dass das Wiesbachtal schon früh besiedelt war. Der Flurname „Haubergsgrund“ leitet sich wahrscheinlich von der Niederwaldnutzung (Hauberge) rund um das Wehrholz ab. Spuren des ehemaligen Niederwaldes sind heute noch in der Nähe der Fischteiche sichtbar.
Das Gebiet wurde als schützenswerte Natura 2000-Fläche ausgewiesen, da es sich durch magere, artenreiche Wiesentäler und die Auwaldbereiche des Wiesbaches auszeichnet. Bemerkenswert ist das Vorkommen des Dunklen Wiesenknopf Ameisenbläulings, einer selten gewordenen Tagfalterart. Auf den mageren Mähwiesen findet man seltene Pflanzen wie Kreuzblume, Schlüsselblume und Klappertopf. Die blumenbunten Wiesen locken zahlreiche Insekten an und der Neuntöter brütet in den Gebüschen am Rand der Wiesen. Nur durch extensive, regelmäßige Grünlandbewirtschaftung ohne Düngung in Form von zweimaliger Mahd oder als Mähweide können die artenreichen Wiesen erhalten und die zunehmende Verbuschung verhindert werden.
Der Auwald entlang des Wiesbachs mit Vorkommen von Bitterem Schaumkraut und Märzenbechern sowie die Auwiese mit ihrem reichhaltigen Orchideenbestand gehören ebenso wie die mageren Mähwiesen zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen in Europa. Durch den Wechsel von Überschwemmung und Trockenzeit werden im Auwald vielfältige Lebensbedingungen für viele verschiedene Pflanzen und Tiere geschaffen. Auwälder gehören zu den artenreichsten Lebensgemeinschaften in Mitteleuropa. Der Auwald wird nicht bewirtschaftet, denn naturnahe und strukturreiche Bestände mit stehendem und liegendem Totholz, Höhlenbäumen und lebensraumtypischen Baumarten müssen erhalten bleiben. Die Gemeinde Wehrheim hat außerdem an den Auwald angrenzende Waldbereiche mit altem Baumbestand aus der forstwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen, um eine natürliche Waldentwicklung zu ermöglichen.
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling
Dieser bereits erwähnte Tagfalter hat eine ungewöhnliche Lebensweise: Seine Jungraupen fressen im Hochsommer in den Blütenköpfchen des Großen Wiesenknopfs und verlassen diese im Spätsommer. Durch Abgabe von Zuckersaft und Duftstoffen betören sie Rote Wiesenameisen, so dass sie wie Nestgenossen behandelt und in deren Nester getragen werden.
Im Gegenzug erweisen sie sich jedoch als üble Parasiten: Bis zur Verpuppung im Juni fressen sie Eier, Larven und Puppen ihrer Wirte. Aus der Puppe geschlüpft müssen die jungen Falter im nächsten Juli die Ameisennester schnell verlassen, weil ihre Tarnung jetzt nicht mehr wirkt. Düngung und häufige Mahd zur Gewinnung von Silofutter haben den Ameisenbläuling vielerorts verdrängt. Er ist deshalb streng geschützt. Sein Überleben kann nur gesichert werden, wenn die Bewirtschaftung der Wiesen an seinen Vermehrungszyklus angepasst ist. Es wird auf Düngung verzichtet und die erste Mahd vor dem Blütenaustrieb des Wiesenknopfs muss spätestens Anfang Juni erfolgen, der zweite Schnitt ab Mitte August.