In einem offenen Brief fordern Umweltverbände, darunter die Naturfreunde, das hessische Umweltministerium auf, den Wassernotstand auszurufen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Die Lage ist katastrophal: Während der Wasserverbrauch steigt, regeneriert sich das Grundwasser völlig unzureichend. Die Folge sind verdörrte Wiesen und Felder, vertrocknete Wälder und Quellen sowie Flüsse, die nicht mehr schiffbar sind. Die Dürre greift um sich, nicht nur in Brandenburg oder am Po in Italien.
Die aktuelle Hitze und Trockenheit haben erheblich den Wassermangel verstärkt. Die Naturfreunde Hessen, die Schutzgemeinschaft Vogelsberg e.V., der Landesverband Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ fordern deshalb von der Landesregierung als oberster Wasserbehörde statt Wassersparappellen verbindliche Maßnahmen anzuordnen und entsprechende Verstöße dagegen zu ahnden. Nur durch den erklärten landesweiten Wassernotstand „müssen die Kommunen die Anordnungen des Landes umsetzen“, heißt es in dem Brief. Dies soll dabei helfen, dass nicht mehr Grundwasser entnommen wird als sich natürlich nachbildet, was vielerorts in den letzten Jahren schlicht nicht mehr stattgefunden hat.
Die hessischen Naturfreunde, der BUND, NABU und andere kritisieren seit langem, dass insbesondere die Stadt Frankfurt in weit höherem Maße ihren Eigenbedarf an Wasser decken könnte, statt Wasser aus dem Vogelsberg und dem Burgwald zu beziehen und zu verbrauchen. Um auf dieses Dilemma aufmerksam zu machen, hat Mitte Juli der „Wasserlauf 2022“ stattgefunden, mit dem symbolisch das Wasser von Frankfurt zurück in den Vogelsberg mit einem Staffellauf oder mit dem Rad transportiert wurde. Neben Naturschutz- und Umweltverbänden beteiligten sich an der Aktion auch viele Kommunen aus dem Wetterau- und Vogelsbergkreis. Die hessischen Naturfreunde betreuten während des Wasserlaufes die Station in Bad Vilbel. Der Landesvorsitzende Manfred Wittmeier begrüßte die TeilnehmerInnen, die das mitgebrachte Wasser in bereitgestellte Wannen schütteten, aus denen andere Wasser für die nächste Etappe zapften. Dazu sang der Naturfreundechor thematisch passende Lieder. Von der Hessenschau über die Frankfurter Rundschau und Neue Presse bis zur Fuldaer Zeitung und dem Giessener Anzeiger gab es ein breites Medienecho. Insofern wurde das Ziel der Wasserlauf-Aktion erreicht, nämlich eine größere Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Ob dies genügend „Rückenwind“ gibt, um der Politik „Beine zu machen“, wird sich zeigen.
Hauptforderungen sind:
Die Sanierung insb. der Frankfurter Wasserwerke, damit diese ihre Leistungsfähigkeit erhöhen und auch deutlich mehr Wasser aufbereitet wird.
Schaffung von Zisternen und Nutzung von Brauchwasserleitungen für die Grünflächenbewässerung.
Förderung einer Infrastruktur zum Wassersparen (z.B. Regenwassernutzung bei Neubauten).
Damit würde die Selbstversorgung der Stadt Frankfurt und der Region mit Trinkwasser stark erhöht. Zu fast 50 Prozent könnte Frankfurt seinen Wasserbedarf aus eigenen Quellen decken, meinen Fachleute.
Die aktuelle Dürre wurde von Klimaforschern vorausgesagt – allerdings erst für viel spätere Jahre.
Ulla Wittig-Goetz