Seit letztem Dezember lädt das Historische Museum Frankfurt zum Thema „Frankfurt und der NS“ zu drei sehenswerten Ausstellungen ein, die bis 11. September zu sehen sein werden. Selbst mehr als 75 Jahre nach der Befreiung der Stadt durch US-Truppen ist der Nationalsozialismus (NS) und sein Fortwirken leider ein hochaktuelles Thema, wie rechtsradikale Anschläge, Parteien und Propaganda sowie die Zunahme rassistischer und antisemitischer Gewalt zeigen.
Auch die NaturFreunde sind nicht nur über die „Ettie- und Peter-Gingold-Erinnerungsinitiative“ in dieses Ausstellungsprojekt eingebunden. Die Frankfurter NaturFreunde werden dazu Postkarten drucken und am 25. Juni findet eine Lesung im Historischen Museum statt, bei der auch der Naturfreundechor singen wird.
Wie die vor 1933 als liberal und demokratisch geltende Stadt mit dem höchsten Anteil jüdischer Bevölkerung im Land so rasant und umfassend der Ideologie des NS folgte und wie schleppend die Aufarbeitung danach verlief, sind Leitfragen der drei Ausstellungen. „Eine Stadt macht mit“ führt die Besucher*innen an 19 typische Orte städtischen Lebens wie beispielsweise Bahnhof, Rathaus, Universität, Straße, Geschäft oder Gericht und verdeutlicht, wie der NS alle Lebensbereiche der Stadt prägte. Gleichzeitig weben sich in die Herrschaft des NS Reibungen und Brüche ein. Es wird deshalb auch von Handlungsoptionen und Momenten der Gegenwehr erzählt. Die Ausstellung setzt sich mit dem Mitmachen auseinander, verliert dabei aber nie den Widerstand oder die Konsequenzen für das individuelle Leben der Verfolgten aus dem Bick.
Die Schau „Auf Spurensuche im Heute“ ist im „Stadtlabor“ des Historischen Museums entstanden. Eine Gruppe von Frankfurter*innen haben sich dazu Orte oder Ereignisse bspw. in der Familie vorgenommen, die sie persönlich an die NS-Zeit erinnern und untersucht, welche Prägungen, Gefühle und Einstellungen aus dieser Zeit auf welche Weise auch heute noch fortwirken. Gezeigt werden 25 persönliche Zugänge zu dem Thema.
Die Ausstellung „Nachgefragt: Frankfurt und der NS“ im Jungen Museum des Historischen Museums wendet sich an Kinder ab 10 Jahren und Jugendliche. Thema sind Lebensgeschichten von jungen Frankfurter*innen sowie Schule, Spiel und Familie in dieser Zeit. Ein Leitfaden soll erwachsene Begleitpersonen beim Ausstellungsbesuch und der Auseinandersetzung mit dem Thema unterstützen und zu intergenerativen Gesprächen anregen. Das Begleitprogramm zu den drei Ausstellungen bietet neben Führungen und Vorträgen auch Kunstperformances und Stadtrundgänge an. Ein fortlaufend aktualisierter Überblick findet sich auf der Webseite des Historischen Museums.
Ulla Wittig-Goetz