Offener Brief
Werbekampagne von Hessenwasser und Mainova
Endlich Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers ergreifen
In einem Offenen Brief haben sich der Landesverband Hessen der NaturFreunde Deutschlands (NaturFreunde Hessen e.V.) und die NaturFreunde Ortsgruppen Frankfurt am Main und Lauterbach/Vogelsberg e.V. an die hessischen Wasserversorgungsgesellschaften Mainova AG und Hessenwasser GmbH gewandt.
In dem Offenen Brief an die verantwortlichen Vorstände und Aufsichtsräte sowie an den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main Peter Feldmann und die Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, beide auch im Aufsichtsrat der Mainova AG, kritisieren die drei NaturFreunde Organisationen eine aktuelle Werbeanzeigenkampagne in Frankfurter Zeitungen zum Thema Trinkwasser.
Angesichts der aktuellen Wasserknappheit, des Wassernotstandes in manchen hessischen Gemeinden erscheint die Werbekampagne von Hessenwasser und Mainova zum Trinkwasser den NaturFreunden geradezu grotesk.
Dass die Mainova jetzt noch den Nachhaltigkeitspreis erhält und dies u.a. mit der Begründung der „nachhaltigen Beschaffung“ ist angesichts des Fernwasserimports aus dem Burgwald, Vogelsberg und dem Ried in keiner Weise nachzuvollziehen. Auch wenn sich der Preis auf eine andere Sparte der Mainova beziehen sollte, müsste doch die gesamte Firmenpolitik hinsichtlich der Nachhaltigkeit betrachtet werden, so der Landesvorsitzende Jürgen Lamprecht in dem Offenen Brief. Die Trinkwasserfernversorgung sei das Gegenteil von nachhaltig.
Mit der breit gestreuten Anzeigenkampagne machen die Wasserversorger auf ihr Produkt Trinkwasser aufmerksam.
Verbrauchen die Hessen und Frankfurter nicht genug davon, so dass hier nachgeholfen werden muss, fragen die NaturFreunde.
Vielleicht sollen die Statements der beiden Konzerne zum Umgang mit Grundwasser auch Ruhe in die Auseinandersetzungen ums Fernwasser schaffen und signalisieren „Wir haben alles im Griff“.
Droht etwa durch die kontinuierlichen Aufklärungskampagnen hessischer Naturschutzverbände (zuletzt im Juli mit einer demonstrativen Aktion auf dem Frankfurter Römer durch die Schutzgemeinschaft Vogelsberg, die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ gemeinsam mit den NaturFreunden, dem BUND, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) das Image der beiden Versorger Schaden zu nehmen?
Im Rahmen vieler öffentlicher Aktionen und Medienbeiträgen wurde immer wieder auf die desaströse ökologische Situation in den Fördergebieten Burgwald und Vogelsberg hingewiesen. Hier sterben mittlerweile im Kontext des Klimawandels großflächig Wälder ab. Bäche und Quellen fallen trocken und wertvolle Moore sind akut gefährdet.
Dem gesunden Menschenverstand folgend gibt es angesichts dieses drohenden Supergaus nur folgende zielführende Maßnahmen:
=> endlich runter mit den Fördermengen im Burgwald, Vogelsberg und hessischem Ried
=> verstärkte Wassereigenversorgung der Stadt Frankfurt und des Ballungsraums RheinMain => verstärkter Aufbau und Förderung einer Wassersparinfrastruktur
=> Bau von Betriebswassersystemen (Brauchwasser), entsprechende Auflagen für Neubauten und Neubaugebiete
=> aktive Umsetzung des Leitbilds der hessischen Landesregierung für ein integriertes Wassernutzungskonzept
Die aktuell begonnene Nutzung von Mainwasser für die Stadtbäume in Frankfurt durch das städtische Grünflächenamt sehen die NaturFreunde als ein erstes positives (allerdings längst überfälliges) Signal.
Nur dürfe es dabei nicht bleiben!
Die Anzeigen von Mainova und Hessenwasser gehen nicht auf die Fördergebiete Vogelsberg und Burgwald ein, sondern lassen die verstärkten Proteste aus diesen Regionen buchstäblich an sich abtropfen.
Der Landesverband Hessen und die Ortsgruppen Frankfurt am Main und Lauterbach/Vogelsberg der NaturFreunde fordern die Verantwortlichen in den Versorgungsunternehmen Mainova und Hessenwasser auf, sich der konstruktiven Kritik aus allen Fernwassergewinnungsgebieten im RheinMain-Gebiet zu stellen und sich gemeinsam für den Erhalt wertvoller hessischer Naturräume einzusetzen.
Es geht um zukunftsorientierte, ressourcenschonende Wasserkonzepte, die bislang fehlen.
Frankfurt am Main, 21.08.2020
Jürgen Lamprecht NaturFreunde Hessen e.V.
Claudia Lenius NaturFreunde Frankfurt am Main e.V.
Uwe Zaschel NaturFreunde Lauterbach/Vogelsberg e.V.
Verteiler Offener Brief Vorstand Mainova AG, Geschäftsführung Hessenwasser GmbH, Aufsichtsräte Mainova und Hessenwasser, Rosemarie Heilig, Umweltdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, Presse